«Schritt für Schritt, mit Geduld und nicht zu gierig: Dann schaffe ich es früher oder später wieder aufs Podest.» In Kitzbühel gesagt, in Schladming getan: Ramon Zenhäusern hat seine eigene Prognose nur 2 Tage später bewahrheitet.
Sein 11. Weltcup-Podestplatz ist definitiv einer der süssesten: Auf einer Piste, die «überhaupt nicht zu meinen Lieblingen zählte», schaffte er nach über 2-jähriger Absenz den Sprung zurück aufs Treppchen. Am Ende fehlten ihm zwar nur 7 Hundertstel auf Sieger Clément Noël, aber das ist in diesem Moment egal. «Ich bin sprachlos, glücklich, sehr emotional», so der 30-Jährige im Zielraum.
Gelitten und degradiert
Am 14. März 2021 hatte Zenhäusern mit Platz 3 in Kranjska Gora seinen zuvor letzten Podestplatz herausgefahren. Im nächsten Winter folgten für den Walliser zähe Wochen und Monate: Er fuhr mit Schmerzen in Rücken und Schultern, verzettelte sich mit dem Material, schlug sich mit Corona rum.
Und weil auf den Pisten die Resultate ausblieben, sah sich der Olympia-Silbergewinner von 2018 plötzlich aus dem Kreise der besten Slalom-Fahrer rausgekippt: Die Saison schloss er auf Rang 25 der Disziplinenwertung ab, von Swiss-Ski wurde er gar von der Nationalmannschaft ins A-Kader herabgestuft.
Es kamen Stimmen auf, die sagten, ich hätte den Anschluss verpasst. Da bin ich plötzlich selber ins Zweifeln gekommen.
Zu diesem Zeitpunkt sei er «am Boden zerstört» gewesen, die Motivation hätte komplett gefehlt. «Es kamen Stimmen auf, die sagten, ich hätte den Anschluss verpasst. Da bin ich plötzlich selber ins Zweifeln gekommen», blickt der 2-Meter-Mann heute zurück.
In dieser Winter arbeitete sich Zenhäusern stetig, also «Schritt für Schritt», zurück: In Garmisch wurde er 12., in Wengen 9., in Kitzbühel 7. Der vorerst letzte Schritt war dann auf den 2. Platz der grösste. Zenhäusern: «Heute ist Zahltag.»