Obwohl Patrizia Kummer den alpinen Snowboard-Sport seit rund drei Jahren dominiert, wollte sie sich vor ihrem ersten Olympia-Auftritt nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. Jeder ihrer Siege sei hart erkämpft gewesen und sie sei keineswegs unschlagbar, liess die 26-Jährige verlauten.
Trotz diesen Aussagen waren in der Schweiz die Erwartungen an Kummer vor dem Parallel-Riesenslalom riesengross. Immerhin hatte sie wenige Wochen vor Sotschi souverän zum dritten Mal den Gesamtweltcup für sich entschieden.
Mit grosser Gelassenheit zum Erfolg
Von all diesen Einflüssen liess sich Kummer aber überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Mit einer einzigartigen Lockerheit nahm sie in ihrem ersten olympischen Wettkampf sämtliche Hürden. Und diese Hürden waren oft hoch.
Ab dem Viertelfinal musste Kummer in den K.o.-Duellen dreimal mit einem Rückstand in den entscheidenden 2. Lauf. Und jedes Mal machte sie das Handicap auf beeindruckende Art und Weise wett. «Ich wusste, dass es klappen würde, wenn ich ruhig bleibe», analysierte Kummer. «Zudem habe ich mir versucht vorzustellen, dass es ein ganz normales Rennen ist und nicht Olympia.»
Kummer: «Musste intelligent angreifen»
Die ruhige Art ist eines der grossen Erfolgsgeheimnisse von Kummer: «Es entspricht meiner Persönlichkeit, ruhig zu bleiben. Das hilft natürlich schon sehr.» Zu dieser Ruhe gesellten sich im Final ein grosses Mass an Selbstvertrauen und die richtige Taktik. «Ich wusste von Anfang an, dass ich den roten Kurs besser im Griff habe. Dort konnte ich im untersten Streckenteil mehr Speed mitnehmen. Im Final habe ich dann oben schon angegriffen, aber ich musste darauf achten, dass ich intelligent angreife.»
Der Plan ging perfekt auf. Angesichts der starken Fahrt von Kummer musste Final-Gegnerin Tomoka Takeuchi ein grösseres Risiko eingehen und stürzte. Während die Japanerin Nerven zeigte, trat Kummer mit ihrem Meisterstück den definitiven Beweis an, dass sie in allen Belangen die Beste ihres Faches ist.