Resultate
Auch wenn sie insgeheim sicher davon träumt: Das Wort «Medaille» nimmt Selina Gasparin vor dem Wettkampf nicht in den Mund . Sie weiss, dass sie stark laufen kann und die schwierige Loipe ihr eigentlich in die Karten spielt.
Es macht aber keinen Sinn, sich mit vollmundigen Ankündigungen selber unter Druck zu setzen. Das blockiert nur den Kopf – und den braucht es für eine perfekte Schiessleistung. Ein Fehler zu viel und man findet sich im Nirwana der Plätze über Rang 20 wieder.
Einzige Doppel-Siegerin
Die nötige Sicherheit sollten Selina Gasparin ihre ersten beiden Weltcup-Siege von Hochfilzen und Grand Bornand geben. Sie kann ganz vorne sein, gar mit einem Fehlschuss wie in Hochfilzen . Aber zu mehr als Selbstvertrauen tanken taugt das bei Olympia nicht. Für den eindeutigen Saison-Höhepunkt degradierten einige grosse Namen den Weltcup zu einem Aufbautraining.
Nicht zuletzt deshalb gab es in jedem der Events in dieser Saison unterschiedliche Siegerinnen – ausser eben Gasparin, die zweimal gewann. Und um nochmals auf die biathlon-typische Absturz-Gefahr zurückzukommen: Die Tschechin Gabriela Soukalova schaffte es beim letzten Wettkampf in Antholz als Gesamt-Weltcupführende, die Qualifikation für das Verfolgungsrennen zu verpassen – weil sie das Schiessen vermasselte.
Tora Bergers grosser Abgang?
Trotzdem wird Soukalova als Favoritin gehandelt, wie auch die Weissrussin Darya Domratscheva oder die Finnin Kaisa Mäkkärainen. Sie waren in der bisherigen Saison die Konstantesten. Aber ich tippe auf die Norwegerin Tora Berger als grosse Figur der Spiele von Sotschi.
Die zurückhaltende Berger hat sich nach verhaltenem Saisonbeginn laufend gesteigert und wird topfit antreten. Letztes Jahr dominierte sie den Weltcup in allen Disziplinen. Durchaus denkbar, dass sie bei Olympia abräumt und dann die Bühne Biathlon verlässt. Ihr Rücktritt ist beschlossen und bekannt.
Doping-Schatten über Russland
Eigentlich gehörte auch die Russin Irina Starykh zum Kreis der Medaillen-Kandidatinnen, als Sechste im aktuellen Weltcup. Aber Starykh wurde kurzfristig aus dem Team für die Heimspiele gestrichen. Darum liegt nahe, sie mit einer Meldung von Ende Januar in Verbindung zu bringen, drei Athletinnen seien positiv auf eine Doping-Substanz getestet worden. Vor der Analyse der B-Probe darf man aber keine Namen veröffentlichen. Es gilt also die Unschuldsvermutung.