SRF: Heinz Günthardt, wird Roger Federer ein Comeback gelingen?
Heinz Günthardt: Das ist schwierig zu beurteilen, denn man weiss so wenig über sein Knie. Es ist ungewiss, ob es jemals komplett verheilt ist. Auch diesmal ist unklar, was die Diagnose ist. Fakt ist, dass er an Krücken gehen wird. Optimistisch stimmt mich sein letztes Comeback; in Doha und bei den French Open hat er hervorragend gespielt und er brauchte wenig Zeit, um den Tritt zu finden. Entscheidend wird dann aber die Motivation sein. Nach einer langen Pause wieder mit dem Training zu beginnen, ist hart.
Warum tut er sich so schwer, den Rücktritt zu verkünden?
Wahrscheinlich, weil ihm Tennis so viel Spass macht. Überall, wo er antritt, wird er geliebt. Solange er das Gefühl hat, richtig gut Tennis spielen zu können, wird er versuchen zurückzukehren.
Wie gross ist die Chance, dass er noch einmal zurückkehrt?
Das ist auch eine Frage des Wie und Wo. Er wird wieder Tennis spielen, aber es könnte auch nur ein Exhibition Match sein. Ist es auf der ATP-Tour, in einem Major-Turnier, wo es über 5 Sätze gehen kann? Das ist wieder ein anderes Paar Schuhe.
Wenn er zurückkehrt, was können dann noch realistische Ziele sein?
Die grosse Frage lautet: Wird er wieder einmal zu 100 Prozent fit sein? Wenn ja, ist es durchaus realistisch, dass er in einer 2. Woche eines Grand-Slam-Turniers mittun wird. Aber das geht nur, wenn er gesund ist. Nun kommt seine 3. Knieoperation, das stimmt mich nicht optimistisch.
Wie wichtig ist es für Federer, auf dem Platz den Rücktritt zu erklären?
Es ist sicher schöner, in einem vollen Stadion zurückzutreten. Und diese Chance wird sich ihm bieten, auch wenn er nicht an der Tour teilnimmt. Er wird immer die Möglichkeit haben, ein Exhibition Match zu spielen oder sonst bei einer Veranstaltung teilzunehmen. Ich bin zuversichtlich, dass er nochmals vor Fans spielen wird.