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Yannick Hanfmann ballt die Faust.
Legende: Dreht in Gstaad mächtig auf Yannick Hanfmann. Keystone

ATP-Tour Der Höhenflug des Yannick Hanfmann

Erst im Mai gab der 25-jährige Yannick Hanfmann sein Debüt auf höchster ATP-Stufe. Nun steht der Spätzünder mit der speziellen Geschichte im Gstaad-Halbfinal.

Resultate

Sorgte im letzten Jahr «Rastamann» Dustin Brown mit dem Vorstoss in den Halbfinal für eine überraschende Geschichte im Berner Oberland, so gehört der inoffizielle Titel der «Turniersensation» in diesem Jahr Yannick Hanfmann (ATP 170). Beide sind Deutsche, beide erreichten in Gstaad ihre bisherigen Bestresultate, beide haben einen aussergewöhnlichen Weg hinter sich. Doch damit enden die Parallelen.

Ein Unaufgeregter unter Aufgeregten

Brown ist der exzentrische Showman mit Rasta-Locken, der einige Jahre mit dem Wohnmobil von Turnier zu Turnier tuckerte. Hanfmann dagegen ist der bescheidene und ruhige Typ, der geduldig auf seine Chance wartete. Als er nach bestandener Abitur-Prüfung merkte, dass für ihn ein Einstieg in die Profi-Tennis-Tour zu früh gekommen wäre, wanderte er aus in die USA. Vier Jahre lang studierte er an der University of Southern California Internationale Beziehungen – und spielte daneben College-Tennis.

Live-Hinweis

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Verfolgen Sie die beiden Gstaad-Halbfinals am Samstag ab 11:30 und 15:05 Uhr live auf SRF zwei oder in der Sportapp.

Die Schwächen zu Stärken gemacht

In dieser Zeit lernte er nach eigener Aussage, was Opferbereitschaft bedeutet. Er legte an Wettkampfhärte zu. Eine angeborene Hörschwäche kommentiert er mittlerweile so: «Auf dem Tennisplatz ist es eher positiv, weil ich nicht alles höre, was draussen geredet wird.»

Hanfmann ist ein Beispiel dafür, dass es auch andere Zugänge gibt zum Profi-Tennis, fernab von teuren Akademien und minuziös durchgeplanten Karrieren. Erst mit 23 probierte er es in Europa auf der ATP-Tour. Erst mit 25, vor rund zwei Monaten, schaffte er es in München erstmals in das Hauptfeld eines Turniers der obersten Stufe.

Er hat sicher nicht seinen besten Tag erwischt.
Autor: Yannick Hanfmann über Feliciano Lopez

In Gstaad steht er erstmals in einem Halbfinal. Auf dem Weg dorthin musste er erst die Qualifikation bestreiten. Danach schaltete er der Reihe nach Facundo Bagnis (ATP 109), Titelverteidiger Feliciano Lopez (ATP 27) und Laaksonen-Bezwinger Joao Sousa (ATP 61) aus.

In den Siegerinterviews gibt sich Hanfmann erfrischend sympathisch. Lopez habe sicher nicht den besten Tag erwischt, sagte er nach dem Achtelfinal. Nach dem Viertelfinal gestand er, dass er am liebsten mit der Laola-Welle kurz vor dem Ende der Partie mitgemacht hätte.

Ohne Druck gegen Haase

Hanfmann geht ohne Druck in den Halbfinal gegen Robin Haase (ATP 50). Er ist erneut der Aussenseiter, der befreit aufspielen kann. Eine Rolle, die ihm bislang perfekt behagte. Haase sollte sich vor seinem Aufschlag und seiner Rückhand longline in Acht nehmen. Denn mit diesen beiden Waffen könnte der Deutsche auch dem zweifachen Gstaad-Finalisten wehtun und sein Märchen um ein weiteres Kapitel fortsetzen.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 28.07.17,17:00 Uhr

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