Severin Lüthi macht das, worum ihn manch einer beneidet: Er trainiert seit rund 7 Jahren mit Roger Federer den vielleicht besten Tennisspieler der Geschichte. Aber damit nicht genug. Der Berner unterstützt zudem Stanislas Wawrinka, die aktuelle Weltnummer 3. Und ja: Schweizer Daviscup-Captain ist der 38-Jährige auch noch.
«Ich bin glücklich. Es läuft sehr gut mit Roger und Stan. Sie hatten einen sehr guten Saisonstart», sagt Lüthi im Interview mit der «sportlounge». Der Schweizer leistet seinen Anteil, dass die beiden Top-Spieler Turnier für Turnier um den Titel mitspielen können.
Das Rampenlicht für andere
Dennoch steht Lüthi stets im Schatten der «anderen» Coaches. Im Falle von Federer ist dies der sechsfache Grand-Slam-Sieger Stefan Edberg, im Falle von Wawrinka Magnus Norman, seines Zeichens immerhin French-Open-Finalist. «Das ist kein Problem für mich. Ich kann mich gut unterordnen und anpassen.» Und sowieso seien es die Spieler, die ins Rampenlicht gehörten, meint Lüthi und hält fest: «Ich bekomme genügend Anerkennung.»
Nicht nur Freund, sondern Helfer
Mit Federer verbindet Lüthi eine tiefe, langjährige Freundschaft. «Das Wichtigste ist, dass ich ihm helfen kann. Einfach ein guter Kumpel von Federer zu sein, wäre mir zu wenig. Sobald ich ihm nicht mehr helfen kann, macht eine Zusammenarbeit eigentlich keinen Sinn mehr.» Lüthi arbeitet im Federer-Team unter anderem an der Saisonplanung mit, organisiert Trainingsplätze und Sparringspartner oder beobachtet den nächsten Gegner.
Den French-Open-Champion besiegt
Das Leben eines Tennis-Profis war vor 20 Jahren auch Lüthis Ziel. Er wurde als 17-Jähriger Schweizer Meister bei den Aktiven und schlug an der Orange Bowl in Florida, einem der wichtigsten Junioren-Turniere, einst auch Gustavo Kuerten. Der Brasilianer sollte später dreimal die French Open gewinnen.
Lüthi ging einen anderen Weg. Bereits mit 20 Jahren beendete er seine Karriere und begann eine kaufmännische Ausbildung. «Ich war mir einfach nie ganz sicher, ob ich wirklich Tennisprofi mit all den Entbehrungen werden wollte», sagt er heute. Trotzdem überkamen ihn während des KV Zweifel, ob er sich richtig entschieden hatte. «Denn schliesslich schafften es Spieler ganz nach oben, die ich früher teilweise noch bezwungen hatte.»
Nächster Stopp: Genf
Inzwischen bereut der Berner seine Entscheidung längst nicht mehr. Kein Wunder, denn schliesslich kann er mit Federer/Wawrinka und seiner Funktion als Daviscup-Captain um die Welt touren. Nächster Stopp auf Lüthis Reise: Der Daviscup-Viertelfinal Schweiz - Kasachstan am 1. April-Wochenende in Genf - mit Federer und Wawrinka.