Antoine Bellier schreibt beim Rasenturnier in Mallorca munter an seinem persönlichen Märchen weiter. Nach 3 Siegen über Top-100-Spieler wäre die Nummer 303 der Welt im Halbfinal am Freitag beinahe unversehens der Nummer 1 Daniil Medwedew gegenübergestanden. Der Russe verlor jedoch seinen Viertelfinal gegen Roberto Bautista Agut (ATP 20).
Auch der 34-jährige Spanier, seines Zeichens immerhin Wimbledon-Halbfinalist von 2019, ist ein Gegner eines Kalibers, das für Bellier noch vor kurzem zu gross schien. Der Genfer hatte diese Woche mit dem Sieg über den Argentinier Federico Delbonis erstmals auf höchster ATP-Stufe überhaupt eine Partie im Hauptfeld gewinnen können.
Bereits im April hatte der 25-Jährige mit dem überraschenden Sieg beim Challenger-Turnier von San Luis Potosi (MEX), wo er sich wie jetzt in Mallorca durch die Qualifikation kämpfen musste, einen grossen Sprung in der Weltrangliste gemacht.
Netzvorstösse als probates Mittel
Selbstbewusst sagte Bellier danach gegenüber Le Matin : «Das ist bei den Zielen, die ich mir gesetzt habe, nur ein Zwischenhalt. Aber es bestätigt, dass wir in die richtige Richtung arbeiten.»
Mit «wir» meint Bellier auch Trainer Jean-René Lisnard, mit dem er in dessen Akademie in Cannes zusammenarbeitet. Der Monegasse, der auch Medwedew in seiner Entwicklung zum Topspieler half, habe ihm einen aggressiveren Stil mit mehr Vorstössen ans Netz eingeimpft. Das kam ihm zuerst auf Sand und nun auf Rasen zugute.
Chamäleon mit Racket
Auffallend ist, dass Bellier sich an besondere Bedingungen offenbar gut anpassen kann. San Luis Potosi liegt auf 1860 Metern über Meer. Und auf Rasen bestritt der Linkshänder erst im letzten Sommer sein allererstes Turnier.
Unabhängig davon, wie die Reise auf der spanischen Ferieninsel weitergeht, wird sich Bellier nächste Woche um ATP-Rang 220 einreihen. Wimbledon kommt noch zu früh, doch ein Kandidat für die US-Open-Qualifikation im Herbst ist der «Prince of Bellier», wie er auf Twitter in Anlehnung an den «Prince of Bel Air» betitelt wurde, damit allemal.