Spätestens am 4. Juni 2005 brannte sich Rafael Nadal auch den Schweizer Tennisfans ins Gedächtnis ein. An seinem 19. Geburtstag setzte sich der Spanier im Halbfinal der French Open gegen Roger Federer durch und feierte zwei Tage darauf seinen 1. Grand-Slam-Sieg. Obschon Nadal zum ersten Mal in Paris antrat, tat er dies dank einer starken Vorbereitung bereits als Favorit. Mit welcher Abgeklärtheit der Teenager die Erwartungen noch übertraf, versetzte die Tennis-Welt in helle Aufregung.
Einzigartige Liebesgeschichte
Vom «raffinierten Kraftprotz», der wie «ein Torero in der Arena» auftritt und einem «ärmellosen Mädchenschwarm» war im hiesigen Blätterwald die Rede. Die US-Legende John McEnroe wagte die Prognose, in Paris würde Nadal noch mindestens drei weitere Male triumphieren. Die Schätzung des US-Amerikaners sollte sich im Nachhinein als zu konservativ herausstellen.
Denn die Beziehung von Nadal zu Roland Garros wurde in den Folgejahren zur einzigartigen Liebesgeschichte. Egal wie verknorzt die Saison auch war, am Bois de Boulogne umgab den Spanier eine Aura der Unbesiegbarkeit. Insgesamt 14 Mal setzte sich der «Stier aus Manacor» in Paris die Krone auf, ein einzelnes Major-Turnier hat kein anderer Spieler so oft gewonnen. 112 Siegen auf der roten Asche in der französischen Hauptstadt stehen nur gerade 4 Niederlagen gegenüber.
Unbestrittener Sandkönig
Auf Sand fühlte sich Nadal ohnehin immer am wohlsten. Zwischen 2005 und 2007 gewann er auf seiner Lieblingsunterlage zwischenzeitlich 81 Matches in Folge. In seiner gesamten Karriere weist er auf Sand eine wahnwitzige Siegquote von über 90 Prozent auf, 63 seiner 92 Titel gewann er auf der roten Asche. Nirgendwo konnte Nadal seine beste Waffe, die Topspin-Vorhand, besser ausspielen als auf Sand.
Sein unbändiger Wille und Ehrgeiz liessen Nadal aber auch auf Gras und Hartplätzen zu Jubelstürmen ansetzen. Nadal triumphierte in Melbourne (2), Wimbledon (2) und New York (4). Mit seinem Sieg an den Australian Open 2022 wurde er zwischenzeitlich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordsieger. Danach wurde er von seinem ewigen Rivalen Novak Djokovic überholt.
Nadals 22 Major-Titel in der Rückblende
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Bild 1 von 22. Nummer 1 – French Open 2005. Als erster Spieler seit Mats Wilander 1982 gewinnt der damals 19-jährige Rafael Nadal Paris gleich bei seinem Debüt. Es ist der Startschuss in eine fast überirdische Dominanz. Bildquelle: imago images / Ray Giubilo.
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Bild 2 von 22. Nummer 2 – French Open 2006. Beim 2. Titelgewinn in Roland Garros steht der Spanier bei 60 Siegen in Folge auf Sand – bereits Nr. 54 war Allzeit-Rekord. Es ist der 1. von insgesamt 6 Major-Titeln, bei denen Roger Federer Final-Gegner ist. Bildquelle: imago images/Paul Zimmer.
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Bild 3 von 22. Nummer 3 – French Open 2007. Nadal macht den Paris-Hattrick perfekt. Erneut hat Federer das Nachsehen. Kleiner Wermutstropfen aus Sicht des Spaniers: Kurz zuvor hat ihn der Schweizer in Hamburg bezwungen und damit Nadals Serie von 81 Siegen auf seiner Lieblingsunterlage unterbrochen. Bildquelle: imago images / Belga.
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Bild 4 von 22. Nummer 4 – French Open 2008. Erstmals an den French Open ist das Duell Nadal - Federer ziemlich einseitig. Nur gerade 4 Games gibt der «Stier von Manacor» auf dem Weg zu seinem 4. Grand-Slam-Titel ab. Bildquelle: imago images / Paul Zimmer.
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Bild 5 von 22. Nummer 5 – Wimbledon 2008. In einer der dramatischsten Partien der Tennis-Geschichte ringt Nadal seinen Dauerrivalen Federer in dessen «Wohnzimmer» nieder. Es ist der längste Männer-Einzelfinal in über 130 Jahren Wimbledon – und der 1. Major-Titel für Nadal ausserhalb von Paris. Bildquelle: Keystone / FELIPE TRUEBA.
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Bild 6 von 22. Nummer 6 – Australian Open 2009. Ein weiterer epischer Fünfsätzer zwischen den beiden damals mit Abstand besten Tennisspielern geht an Nadal. Damit gewinnt er seinen 1. Grand-Slam-Titel auf Hartplatz und holt zudem erstmals einen Turniersieg im Einzel aus Melbourne nach Spanien. Bildquelle: imago images / Xinhua.
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Bild 7 von 22. Nummer 7 – French Open 2010. Ein Jahr nachdem er in Paris überraschend im Achtelfinal an Robin Söderling gescheitert war (Federer holte sich den Titel), ist der Sand-König zurück auf seinem Thron. Dank einem überragenden Turnier ohne Satzverlust prescht der Spanier (zuvor Platz 4) auch wieder auf die Position des Weltranglisten-Ersten vor. Bildquelle: Keystone / LIONEL CIRONNEAU.
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Bild 8 von 22. Nummer 8 – Wimbledon 2010. 2. Titel in Wimbledon, 8. bei einem Grand-Slam-Turnier insgesamt: Nadal ist langsam aber sicher dabei, sich in die Geschichtsbücher einzutragen. Dieses Mal wartet im Endspiel nicht Federer, sondern dessen Bezwinger im Viertelfinal, Tomas Berdych. Bildquelle: Keystone / ANJA NIEDRINGHAUS.
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Bild 9 von 22. Nummer 9 – US Open 2010. Ein weiterer Rekord: Nadal wird mit 24 Jahren der 7. und jüngste Spieler, der alle 4 Majors gewonnen hat. Im gesamten Turnierverlauf gibt Nadal nur 5 Aufschlagspiele ab und bezwingt den damals 23-jährigen Novak Djokovic im Final. Bildquelle: Keystone / CHARLES KRUPA.
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Bild 10 von 22. Nummer 10 – French Open 2011. Nummer 6 in Paris bedeutet für Nadal die Egalisierung von Björn Borgs Allzeit-Rekord. Erneut zieht Federer auf der roten Unterlage gegen den Spanier den Kürzeren, diesmal in umkämpften 3:40 Stunden. Bildquelle: imago images / Xinhua.
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Bild 11 von 22. Nummer 11 – French Open 2012. Ohne Satzverlust zieht er in den 4. Grand-Slam-Final in Folge ein. Beim wegen Regenunterbrechungen über 2 Tage ausgetragenen Match setzt sich Nadal gegen Djokovic in 4 Sätzen durch. Der 7. Paris-Titel macht ihn zum alleinigen Rekordsieger. Bildquelle: imago images / Icon Sportswire.
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Bild 12 von 22. Nummer 12 – French Open 2013. Nach langer Verletzungspause meldet sich Nadal – natürlich – auf seinem Lieblingsterrain zurück. David Ferrer bezwingt er locker in 3 Sätzen und macht sich mit Triumph Nr. 8 zum Spieler mit den meisten Titeln an einem einzigen Turnier. Bildquelle: imago images / Claus Bergmann.
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Bild 13 von 22. Nummer 13 – US Open 2013. Nach dem frühen Wimbledon-Out krönt Nadal seine überragende Hartplatz-Saison (Turniersiege in Montreal und Cincinnati) mit seinem 2. Titel in Flushing Meadows. Im Final bodigt er Djokovic in 3 Sätzen. Bildquelle: imago images / Newspix.
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Bild 14 von 22. Nummer 14 – French Open 2014. Paris bleibt Nadals Terrain: Nach 4 Final-Niederlagen in Folge gegen Djokovic besiegt er den Serben an den French Open einmal mehr und verteidigt die Weltranglistenführung. Seine Bilanz in Roland Garros: 66:1 Siege. Bildquelle: imago images / PanoramiC.
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Bild 15 von 22. Nummer 15 – French Open 2017. Nach diversen Rückschlägen und Verletzungen meldet sich Nadal 2017 zurück: Mit dem 10. Sieg an den French Open, «La Decima», feiert er ein Jubiläum. Auch in diesem Jahr bleibt der Sandkönig ohne Satzverlust. Bildquelle: imago images / Shutterstock.
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Bild 16 von 22. Nummer 16 – US Open 2017. Trotz mässigem Herbst findet sich der Spanier plötzlich im Endspiel der US Open wieder. Dort lässt er Überraschungsmann Kevin Anderson in 3 Sätzen keine Chance. Bildquelle: IMAGO / USA TODAY Network.
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Bild 17 von 22. Nummer 17 – French Open 2018. Trotz weiterhin anhaltender gesundheitlicher Probleme macht sich Nadal 2018 im Final auf, seinen mittlerweile grössten Sand-Widersacher Dominic Thiem zu bezwingen. Dies gelingt in überzeugender Manier und 3 Sätzen. Der Spanier ist damit der erste Spieler, der in 12 verschiedenen Saisons ein Major-Turnier gewinnen kann. Bildquelle: IMAGO / USA TODAY Network.
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Bild 18 von 22. Nummer 18 – French Open 2019. Ein Jahr später, fast dasselbe Bild: Erneut ist Nadal für Thiem eine Nummer zu gross. Immerhin gesteht er dem Österreicher diesmal einen Satz zu. Bildquelle: IMAGO / USA TODAY Network.
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Bild 19 von 22. Nummer 19 – US Open 2019. In einem umkämpften Fünfsätzer gegen den aufstrebenden Daniil Medwedew holt sich Nadal Titel Nr. 4 an den US Open. Mit dem Finaleinzug egalisiert er Federers Rekord von jeweils mindestens 5 Finalteilnahmen bei allen 4 Grand-Slam-Turnieren. Bildquelle: imago images / USA TODAY Network.
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Bild 20 von 22. Nummer 20 – French Open 2020. Bei den wegen Corona auf Oktober verschobenen French Open bezwingt Nadal Djokovic in 3 lockeren Sätzen und holt sich die 13. Trophäe bei seinem Lieblingsturnier. Mit dem 20. Major-Titel zieht er mit Federer gleich. Bildquelle: IMAGO / Hasenkopf.
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Bild 21 von 22. Nummer 21 – Australian Open 2022. In über 5 Stunden ringt der Spanier Medwedew trotz 0:2-Satzrückstand nieder und sichert sich den alleinigen Grand-Slam-Rekord. Bildquelle: Keystone / DAVE HUNT.
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Bild 22 von 22. Nummer 22 – French Open 2022. Der «Sandkönig» schlechthin: In Paris holt er sich seinen 14. Titel und baut gleichzeitig seinen Grand-Slam-Rekord aus. Gegen Casper Ruud gibt er im Final nur 6 Games ab. Bildquelle: Keystone.
Epischer Dreikampf
Der Dreikampf mit dem Serben und Federer hielt die Tenniswelt fast zwei Jahrzehnte lang in Atem. Der Wimbledon-Final 2008 zwischen Nadal und Federer, den der Spanier bei einsetzender Dunkelheit für sich entschied, gilt noch heute als bestes Tennis-Spiel der Geschichte. Mit Federer verband den Spanier nicht nur eine Rivalität, sondern mit zunehmender Dauer auch eine Freundschaft. Als der Schweizer im September 2022 am Laver Cup von der gesamten Tennis-Prominenz verabschiedet wurde, kullerten beim Spanier Tränen über die Wangen.
Aber auch mit Djokovic lieferte sich Nadal Duelle für die Ewigkeit. Sage und schreibe 60 Mal standen sich die Spieler in ihrer Karriere gegenüber, 29 Mal in einem Final. Mit Djokovic lieferte er sich auch das längste Duell in einem Major-Final. Unvergessen bleibt das Bild nach dem Final an den Australian Open 2012, als sich die beiden Kontrahenten nach über fünfstündigem Kampf an der Siegerehrung kaum mehr auf den Beinen halten konnten.
Vom einstigen Trio, das die Tennis-Welt fast nach Belieben dominierte, ist nun nur noch Djokovic übriggeblieben. In Sachen Grand-Slam-Titel hat der Serbe Nadal überflügelt. Den Titel des Sandplatzkönigs wird Nadal aber behalten – wohl für immer.