«In 3 Wochen können wir leider keine Doppel-Champions werden.» Marco Chiudinelli ist bei dieser Aussage nicht resigniert, sondern nur realistisch.
Denn der 33-Jährige ist – genau wie Michael Lammer (32) – gelernter Einzelspieler. Keiner, der zur Weltspitze gehört. Aber einer, der sich seit Jahren auf der Tour abseits des grellen Scheinwerferlichts behaupten kann.
Sehr viel und sehr hart
Im Vorfeld des Davis-Cup-Finals in Lille wurden die beiden Nummern 3 und 4 des Teams in Frenkendorf BL zu einem intensiven Doppel-Lehrgang zusammengezogen. «Denn ihre Nomination ist eine Möglichkeit von vielen», sagt Captain Severin Lüthi. Entsprechend wurden sie hart gefordert, wurden Matches von 4 Stunden Dauer simuliert. «Wir haben zuletzt sehr viel gespielt und trainiert, fast nonstop», bestätigt Chiudinelli.
Wie häufig im Tennis-Alltag des Baselbieters und des Zürchers war auch in diesem Camp Flexibilität gefragt, gab es doch immer wieder Überraschungen. So fiel der Mentor Mark Woodforde kurzfristig aus. Der einstige australische Doppelspezialist mit 12 Grand-Slam-Titeln im Palmarès konnte wegen Reiseproblemen nicht in die Schweiz fliegen.
1 Erfolg bei 4 Versuchen
Zum Konzept der 3-wöchigen Vorbereitung gehörte, dass das Duo Matchpraxis sammelt und hierfür die Doppel-Konkurrenzen in Basel, Genf und Bratislava bestritt. Vor allem in der Slowakei war die Bühne provinziell. Chiudinelli störte sich nicht daran: «Ich liebe meinen Sport, selbst wenn er vor nur 5 Zuschauern stattfindet.»
Wie es sich Chiudinelli und Lammer ebenfalls gewohnt sind, fielen die Turniere resultatmässig dürftig aus. Nur eine von vier Partien konnten sie für sich entscheiden.
Positive Anhaltspunkte
Gleichwohl strahlen die beiden Zuversicht aus vor der schwierigen Mission in Lille. Lammer findet: «Wir sind näher zusammengerückt und sehr positiv eingestellt.»
Für Chiudinelli sind folgende Indikatoren der Beweis für jüngste Fortschritte: «Wir sind besser eingespielt und reagieren schneller am Netz. Zudem haben wir ein paar Spielzüge einstudiert, die selbst in Drucksituationen funktionieren sollten.»
Die Chance, dass sich Chiudinelli und/oder Lammer im Davis Cup ab Freitag beweisen können respektive müssen, ist nach Roger Federers Rückenbeschwerden grösser denn je. Lammer versichert: «Wir sind zu 100 Prozent bereitet.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 17.11.14 22:25 Uhr