Nach Novak Djokovic haben sich weitere aktuelle und ehemalige Spielerinnen und Spieler zum Ausschluss der russischen und belarussischen Delegation von Wimbledon geäussert. Der Serbe hatte den Schritt der Organisatoren am Mittwoch als «verrückt» bezeichnet.
Nun meldet sich mit Andrej Rublew ein Direktbetroffener zu Wort. Für den Russen, der momentan am ATP-250-Turnier in Belgrad im Einsatz steht, ist die Sanktion «eine komplette Diskriminierung», wie er im Guardian sagte. «Die Begründungen, die sie uns gaben, machen keinen Sinn. Sie sind unlogisch», so die Nummer 8 des ATP-Rankings.
Rublew hätte Preisgeld gespendet
Rublew hatte kurz nach Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine beim Turnier in Dubai «No war please» auf eine Kameralinse geschrieben. Seine kritische Haltung dem russischen Regime gegenüber bekräftigte der 24-Jährige, hätte aber andere Massnahmen Wimbledons begrüsst.
Zum Beispiel eine Verpflichtung für die Spieler aus Russland und Belarus, die Preisgelder für humanitäre Hilfe zu spenden. «Ich möchte zeigen, dass wir keine schlechten Menschen sind.»
Druck auf russische Spieler nimmt zu
Darüber, wie der Entscheid des All England Clubs zustande kam, wird weiter diskutiert und spekuliert. «Wimbledon stand offenbar stark unter Druck von der englischen Regierung», sagt Markus Günthardt, Direktor des WTA-Turniers in Stuttgart, in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger .
Zur Debatte stand gemäss ihm als zweite Möglichkeit auch, dass die Spieler der zwei Länder sich als Bedingung für die Teilnahme öffentlich gegen den Krieg hätten aussprechen sollen.
Es gibt eine Zeit, wo Schweigen zum Verrat wird.
Eine ähnliche Forderung stellen auch ukrainische Spielerinnen wie Jelina Switolina oder Marta Kostyuk. Zusammen mit dem ehemaligen ATP-Profi Sergej Stachowski richteten sie einen Appell an WTA, ATP und ITF. Die Verbände sollen russische und belarussische Athleten auf der Tour befragen, ob sie ihre jeweiligen Regierungen sowie die Invasion in der Ukraine unterstützen und sie gegebenenfalls ausschliessen – nicht nur von Wimbledon. «Es gibt eine Zeit, wo Schweigen zu Verrat wird. Diese Zeit ist jetzt gekommen», so das Trio.
Dolgopolow begrüsst Wimbledons Vorgehen
Alexander Dolgopolow, auch er ehemaliger Spieler aus der Ukraine, betonte derweil die symbolische Wirkung der Sperre für das russische Volk. «Wimbledon wird den Krieg nicht stoppen, aber es ist ein weiteres Zeichen der Verurteilung von Putin. Je mehr solcher Signale es gibt, desto mehr Leute werden sehen, dass Russland etwas falsch macht.»
Wimbledon dürfte sein Vorgehen rechtlich abgesichert haben. Dennoch prüft jetzt offenbar der belarussische Tennisverband juristische Schritte.