Es war alles für einen grossen amerikanischen Abend angerichtet: Jazzsängerin Cécile McLorin Salvant sang «America the Beautiful», eine riesige US-Flagge wurde von mehr als 40 Menschen über den Platz gespannt. Tennis-Ikone Billie Jean King stand im Jahr des 50. Jubiläums von gleichem Preisgeld für Frauen und Männer bei den US Open beim Münzwurf am Netz.
Und Coco Gauff? Zuerst schien es, als würde sie an diesem Druck zerbrechen. Tat sie aber nicht. Zwar gab die schon in jungen Jahren als Wunderkind bezeichnete 19-Jährige den 1. Satz deutlich ab. Anders als in ihrem ersten Grand-Slam-Final – im Vorjahr unterlag sie Iga Swiatek an den French Open klar in zwei Sätzen – fing sich Gauff aber und schaffte gegen Aryna Sabalenka die Wende.
Es gab nicht viele schwarze Tennisspielerinnen, die den Sport dominiert haben – nur sie. Sie haben den Traum glaubhaft gemacht.
Die Final-Niederlage in Paris habe ihr das Herz gebrochen, erinnerte Gauff in ihrer Rede und richtete sich an ihre Kritiker. «Danke an alle, die nicht an mich geglaubt haben», sagte sie. «Die, die gedacht haben, dass sie Wasser in mein Feuer schütten, sie haben nur Benzin hinzugefügt und jetzt brennt meine Flamme noch heller.»
Williams-Vermächtnis fortsetzen
Im Moment des Triumphs dachte Gauff aber nicht nur an ihre Kritiker, sondern auch an diejenigen, die ihren Erfolg erst möglich gemacht haben: ihre Idole Serena und Venus Williams. «Sie sind der Grund, warum ich diese Trophäe habe. Sie haben mir erlaubt, an diesen Traum zu glauben, als ich aufwuchs. Es gab nicht viele schwarze Tennisspielerinnen, die den Sport dominiert haben – nur sie. Sie haben den Traum glaubhaft gemacht.»
Serena Williams hat in ihrer Karriere 23 Grand-Slam-Titel gewonnen, ihre ältere Schwester Venus sieben. Gauff ist die erste amerikanische Teenagerin seit Serena 1999, die bei den US Open gewinnen konnte. «Ich hoffe, dass ich ihr Vermächtnis fortsetzen kann. Ich hoffe, dass ein anderes Mädchen dies sehen kann, glaubt, dass sie es schaffen kann und hoffentlich auch einmal ihren Namen auf dieser Trophäe sieht.»
Nicht nur das Hochstemmen einer Grand-Slam-Trophäe war für Gauff am Samstagabend eine Premiere. «Es war das erste Mal, dass ich meinen Vater weinen gesehen habe», sagte sie bei der Siegerehrung und ergänzte: «Er will nicht, dass ich euch das sage – er tut immer so hart, aber er ist es nicht.»