Sie hadert, sie flucht, sie feuert sich an – so kennen wir Belinda Bencic. Die 21-Jährige ist keine, die ihre Emotionen zurückhält. Was sie beschäftigt, muss früher oder später raus. Auch wenn sie bisweilen einen frustrierten Eindruck hinterlässt: Es sind genau diese Emotionen, die Bencic braucht.
Eine wichtige Energiequelle
Dieser Meinung ist auch Heinz Günthardt. Der Fed-Cup-Captain kennt die Ostschweizerin gut und weiss, dass sie aus diesen Emotionen die nötige Energie ziehen kann. Wichtig sei, wie diese Energie eingesetzt werde. «Es scheint, als ob sie hier in Wimbledon die richtige Balance gefunden hat», so der SRF-Tennisexperte.
Was in den beiden ersten Matches auffiel: Nicht nur Bencic selbst war oft lautstark zu hören, auch in ihrer Box war einiges los. Insbesondere Fitnesscoach Martin Hromec und Physiotherapeut Marco Ferreira feuerten sie ununterbrochen an und munterten sie nach unnötigen Fehlern auf.
Ich brauche auch hin und wieder einen Anschiss.
«Ich liebe es, wenn sie das tun», erklärte Bencic nach ihrem hart erkämpften Sieg gegen Alison Riske. «Es motiviert mich, weiter zu kämpfen. Ich brauche das.» Sie sei generell ein Mensch, der den Gefühlen freien Lauf lasse, verriet die ehemalige Nummer 7 der Welt. «Ob bei einem Fussballspiel oder wenn ich mit meinen Kolleginnen im Fed Cup mitleide: Ich bin ein sehr emotionaler Mensch.»
Der Versuch, diese Emotionen im Zaum zu halten oder gar zu unterdrücken, scheint im Fall von Bencic kontraproduktiv. Die Schweizerin gab zu, dass sie die bedingungslose – nicht zuletzt verbale – Unterstützung unter ihrem alten Coach Iain Hughes vermisst habe. Vlado Platenik, ihr neuer Trainer, gebe in dieser Hinsicht «mehr Gas». Auch zwischenmenschlich passe es. Wer Bencic zuhört, der glaubt ihr. Ihr Strahlen lässt keinen anderen Schluss zu.
Es gehe aber nicht darum, immer alles schönzureden. «Ich brauche auch hin und wieder einen Anschiss», lacht die Wimbledon-Juniorensiegerin von 2013. Diesen wird es nach ihrem Zweitrunden-Match kaum gegeben haben.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 05.07.2018, 14 Uhr