Vor ziemlich genau 15 Monaten brach für Alexander Zverev eine Welt zusammen. Im French-Open-Halbfinal gegen Rafael Nadal zog sich der Deutsche gegen Ende des 2. Satzes eine schwere Knöchelverletzung zu. Vorbei war nicht nur die Partie, sondern auch der Rest der Saison 2022.
Seither kämpft Zverev, der mit einem Erfolg in Paris im Vorjahr die Nummer 1 der Welt geworden wäre, um den Anschluss. Der 26-Jährige musste einige Nackenschläge einstecken, verlor gegen Gegner, die ihm im Normalfall und bei Normalform nicht das Wasser reichen können. «Ich hatte so viel Angst, dass es für mich auf dem Niveau vorbei ist», spricht Zverev in der RTL -Dokumentation «Der Unvollendete» über seine Zweifel.
Viele Titel – doch der ganz grosse fehlt
Der Titel dieser Dokumentation, die Zverev auf dem beschwerlichen Weg zurück an die Weltspitze begleitet hat, ist natürlich nicht zufällig gewählt. Sein Palmarès ist mit 20 Titeln, den beiden Triumphen bei den ATP Finals sowie dem Olympiasieg bereits reichlich geschmückt. Doch noch immer fehlt dem schlaksigen Hamburger der so lang ersehnte Grand-Slam-Titel.
Einmal stand Zverev bisher im Final eines Majors. Im «Corona-Jahr» 2020 verlor er einen dramatischen, wenn auch nicht immer hochstehenden US-Open-Final gegen Dominic Thiem. Zverev schenkte dabei gegen seinen guten Kumpel eine 2:0-Satzführung her. Es war eine Niederlage, an der der weiterhin «Unvollendete» lange zu knabbern hatte.
Das ist einer der besten Momente meiner Karriere.
Drei Jahre und eine schwere Verletzung später steht Zverev in Flushing Meadows erneut im Viertelfinal – eine Leistung, bei welcher der ehrgeizige Deutsche im Normalfall nicht in Jubelstürme ausbrechen würde. Doch nach dem mitreissenden Fünfsatzerfolg gegen Jannik Sinner (ITA) im Achtelfinal sprach Zverev von einem «der besten Momente meiner Karriere.»
Im Viertelfinal wartet auf den 1,98-Meter-Hünen mit Carlos Alcaraz die wohl kniffligste Aufgabe im Tenniszirkus. Doch Zverev weiss, wie man dem spanischen Überflieger ein Bein stellt: 3 der bisherigen 5 Duelle hat der Deutsche für sich entschieden.
Was hat Zverev noch im Tank?
Die Frage ist, wie gut Zverev den fast fünfstündigen Abnützungskampf gegen Sinner körperlich weggesteckt hat. «Ich werde mein Bestes geben und bis zum letzten Moment kämpfen. Ich werde bereit sein», gab die Weltnummer 12 unmittelbar nach dem Achtelfinal – und komplett erschöpft – zu Protokoll.
Gut möglich, dass die Kraftreserven für den Viertelfinal nicht ausreichen werden. Doch ungeachtet des Ausgangs der Partie ist klar: Mit Zverev wird in den kommenden Monaten wieder zu rechnen sein.