- Jannik Sinner bezwingt Novak Djokovic an den Australian Open 6:1, 6:2, 6:7 (6:8), 6:3 und steht in seinem 1. Grand-Slam-Final.
- Die italienische Weltnummer 4 gibt erstmals einen Satz ab, bei Djokovic reisst derweil eine Monsterserie in Melbourne.
- Im Final am Sonntagmorgen (live bei SRF zu sehen) wartet auf Sinner Daniil Medwedew (ATP 3), der in 5 Sätzen Alexander Zverev (ATP 6) bodigte .
Zwei überzeugende Satzgewinne im Rücken und einen Matchball im Tiebreak des 3. Durchgangs auf dem Schläger: Jannik Sinner schien nach zweieinhalb Stunden drauf und dran zu sein, die Überraschung perfekt zu machen. «Mister Melbourne» Novak Djokovic stand nach 34 Spielen respektive 6 Jahren wieder einmal vor einer Niederlage an seinem Lieblingsturnier.
Doch der bis dahin alles andere als überzeugende Serbe zog den Kopf aus der Schlinge – auch, weil Sinner beim bislang wichtigsten Ballwechsel die Nerven flatterten und er eine einfache Vorhand verschlug. Wenig später holte sich Djokovic Durchgang 3. Sinner war zuvor als einziger Spieler «Down Under» ohne Satzverlust geblieben.
Wer jetzt dachte, der erst 22-Jährige würde mit seinem ersten Major-Endspiel vor Augen einbrechen, hatte weit gefehlt. Bereits beim ersten Aufschlagspiel Djokovics im 4. Satz erarbeitete sich Sinner 3 Breakchancen, musste sich aber dem plötzlich erstarkten ersten Service des Serben beugen. 2 Games später war das Break trotzdem Tatsache und Sinner führte 3:1.
Diesen Vorsprung liess sich der Youngster nicht mehr nehmen: Nach 3:22 Stunden machte er den 6:1, 6:2, 6:7 (6:8), 6:3-Sieg mit seinem 2. Matchball perfekt und beendete Djokovics bemerkenswerte Serie an den Australian Open doch noch. Fast unglaublich: Djokovic erarbeitete sich über die gesamte Dauer des Halbfinals keine einzige Breakchance. Sinner trifft derweil am Sonntag auf den Russen Daniil Medwedew, der nach einem wundersamen Comeback Alexander Zverev eliminierte .
Schwacher Service, fehlende Präzision
Zu Beginn der Partie hatte noch nichts auf den lange einseitigen Verlauf hingedeutet, in den ersten zwei Games war es ein offener Schlagabtausch. Ab dann ging es aber plötzlich bergab mit Djokovic und bergauf mit seiner Fehlerquote. In den ersten beiden Sätzen kumulierte die Weltnummer 1 satte 29 unerzwungene Fehler (Sinner stand da bei 8).
Auch das sonst übliche Feuer fehlte beim Serben, die emotionalen Ausbrüche nach gewonnenen Punkten – jeweils ein Push-Instrument von Djokovic – blieben matt.
In den ersten beiden Sätzen nahm Sinner dem aktuell besten Tennisspieler der Welt den Aufschlag zweimal ab – eine Seltenheit. Vor allem im 1. Durchgang war Djokovics Serviceleistung miserabel, sowohl nach 1. wie auch 2. Aufschlag markierte er weniger als die Hälfte der Punkte. In Satz 2 lief es für ihn in dieser Hinsicht nur minimal besser.
Der 3. Durchgang verlief dann ausgeglichener, Djokovic kam besser auf. Trotzdem konnte er sein italienisches Gegenüber praktisch gar nicht unter Druck setzen, zu schwach blieb er auch beim Returnspiel, seiner eigentlichen Waffe.