Die Auswahl der Musik hätte treffender nicht sein können. Aus den Boxen der Melbourne Arena schepperte «T.N.T.», ein Klassiker der australischen Rockband AC/DC, und auf dem Court stand Nick Kyrgios. Der «Bad Boy» des Tennis'. Der auf dem Platz schon so oft hochgegangen ist, dass er noch bis Ende März auf Bewährung spielt. «T.N.T – ich bin Dynamit, T.N.T – und ich werde den Kampf gewinnen», heisst es im Refrain. Passt.
Krimi gegen Chatschanow
Bisher hat Kyrgios bei den Australian Open gewonnen. Am Samstag rang der Australier Karen Chatschanow mit 6:2, 7:6, 6:7, 6:7, 7:6 nieder. Es war ein Match wie Dynamit. «Krank», nannte es Kyrgios.
Der 24-Jährige aus der Hauptstadt Canberra, derzeit die Nummer 26 der Weltrangliste, scheint gerade nicht so recht zu verstehen, wie ihm geschieht. Er bewegt sich wie in Trance durch das Turnier. Sein Spiel ist unorthodox und unberechenbar wie eh und je.
Kyrgios ist in seiner Karriere schon oft negativ aufgefallen. Doch in diesen Tagen ist ein Wandel zu beobachten – genau genommen wird Kyrgios' grosses Herz sichtbar. Als es in Australien zu brennen begann, hatte er die Idee für «Aces for Bushfire Relief»: Asse schlagen, Geld sammeln, helfen. Am Sonntagabend lagen auf dem Konto schon umgerechnet 3,5 Millionen Euro.
Kyrgios in Australien beliebt wie nie
Für Kyrgios war klar, dass er den Menschen helfen musste. «Ich versuche, bei den Buschbränden zu helfen. Ich denke nicht so sehr an die Resultate auf dem Platz. Ich will etwas Positives bewirken, das ist alles.» Für die Australier ist Kyrgios über Nacht zu einer Art Heiligem geworden.
Ich will etwas Positives bewirken, das ist alles.
Am Montag nun folgt der vorläufige Höhepunkt. Kyrgios trifft im Achtelfinal ausgerechnet auf Rafael Nadal. Mit dem Spanier hat er sich bislang nicht ganz so gut verstanden. Letztes Jahr in Wimbledon etwa schoss Kyrgios Nadal am Netz voll auf die Brust, worauf ihm Nadal fehlenden Respekt vorwarf.
Duell der Gegensätze
Nadal und Kyrgios könnten gegensätzlicher nicht sein. Hier der disziplinierte, ritualverliebte Spanier, dort der undisziplinierte, improvisierende Australier. Sticheleien verkniff sich Kyrgios diesmal. «Ich bin total aufgeregt, ganz ehrlich. Gegen einen der besten Tennisspieler auf dem Center Court bei deinem Grand Slam zu spielen, das ist schon verdammt cool.»
Resultate
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 25.1.2020, 09:00 Uhr