Kein anderes Land verfügt auf der Männer-Tour aktuell über eine derart grosse Breite an starken Spielern wie die USA. An den Australian Open erreichten gleich 8 US-Amerikaner im Minimum die 3. Runde, 4 davon schafften den Sprung in die 2. Woche.
Im Halbfinal hängt Tommy Paul die US-Fahne hoch. Der 25-Jährige entschied im Viertelfinal das Kräftemessen mit seinem 5 Jahre jüngeren Landsmann Ben Shelton (ATP 89) für sich.
4 Freunde, die sich gegenseitig pushen
Paul (ATP 35) ist Teil eines US-Quartetts, das in der jüngeren Vergangenheit das eine oder andere Mal für Furore sorgen konnte. Die anderen sind Taylor Fritz (ATP 9), Frances Tiafoe (ATP 17) und Reilly Opelka (ATP 40). Gemeinsam touren sie durch die Welt, sind eng befreundet. Weil alle 4 innert 12 Monaten auf die Welt kamen, kennt sich das Quartett bereits seit Juniorenzeiten. Das schweisst zusammen: «Natürlich will jeder der Beste sein. Gleichzeitig gönnen wir den Kollegen aber die Erfolge. Hauptsache, der Erfolg bleibt in der Gruppe», so Paul.
Dass in Melbourne ausgerechnet Paul derjenige aus dem Quartett ist, der die Runde der letzten 4 erreicht, kommt doch ziemlich überraschend. Der Rechtshänder aus New Jersey war bisher nie derjenige aus der Gruppe, der eine Benchmark setzen konnte, die Premieren waren Fritz, Tiafoe oder Opelka vergönnt.
Am Freitag hat Paul die Chance, dies zu ändern. Er könnte als erster aus seiner «Gang» einen Grand-Slam-Final erreichen. Damit würde er auch die Hierarchie innerhalb der Gruppe auf den Kopf stellen – und die Tenniswelt im Allgemeinen. Denn mit Novak Djokovic steht Paul der haushohe Favorit auf den Turniersieg gegenüber.
Nichts zu verlieren
Der US-Amerikaner macht keinen Hehl daraus, dass es kompliziert werden könnte: «In Melbourne spielt Novak sein bestes Tennis. Und sein bestes Tennis ist für die Gegner sehr beängstigend», weiss Paul. Er sei sich bewusst, dass er sein absolut bestes Tennis zeigen müsse, um überhaupt eine Chance zu haben.
An Unterstützung wird es Paul gewiss nicht mangeln, dafür sorgen neben seiner angereisten Mutter und der Partnerin vor allem auch seine Tour-Buddies. «Opelka war in dieser Woche praktisch mein Coach, er erstellte alle meine Scouting-Reports», erzählt der 25-Jährige. Und auch die anderen 2 lassen nicht locker: «Fritz provoziert mich mit Text-Nachrichten und Tiafoe muntert mich nach seinem Abreisen täglich auf.»