Der 22. Juni 1999 war ein spezieller Tag in der Karriere von Roger Federer. Erstmals durfte der Schweizer, als amtierender Junioren-Champion mit einer Wildcard ausgestattet, im Männer-Tableau von Wimbledon antreten. Sein damaliger Gegner: Der Tscheche Jiri Novak. Wir drehen die Zeit mit dem ehemaligen Weltranglisten-5. noch einmal zurück.
SRF Sport: Jiri Novak, vor genau 20 Jahren bestritt Roger Federer gegen Sie seinen allerersten Match in Wimbledon…
Jiri Novak: 20 Jahre ist das bereits her? Unglaublich!
Welche Erinnerungen haben Sie an jene Partie?
Ganz ehrlich? Als ich die Auslosung sah, habe ich mich extrem gefreut. Aber nicht etwa speziell wegen Federer. Ich dachte lediglich: ‹Ich spiele gegen eine Wildcard, einen Junior – es könnte nicht besser sein.› (lacht) . Auch wenn ich damals im Vorfeld vor Federer gewarnt wurde. Es hiess, er sei sehr talentiert.
Sie wurden dann auch gefordert, das Spiel ging über fünf Sätze.
Es war wirklich sehr eng. Nach dem Spiel dachte ich: ‹Jesus, dieser Junge hat was drauf!› Ich hatte am Ende etwas Glück, das Spiel hätte auf beide Seiten kippen können…
Federer gewann 5 Punkte mehr als Sie.
Wirklich? Das wusste ich gar nicht. So genau habe ich die Statistiken nicht mehr im Kopf (lacht) . Wie gesagt: Roger hat damals sehr gut gespielt. Aber ich muss auch zugeben: Ich hätte nie gedacht, dass er zu einer solch aussergewöhnlichen Karriere fähig ist. Wie gross sein Potenzial tatsächlich war, wurde mir erst danach bewusst. Darf ich kurz ausholen?
Gerne.
Als ich 1999 gegen Roger in Wimbledon spielte, war Pete Sampras der grosse Held. Nach seinem 14. Grand-Slam-Erfolg war ich der felsenfesten Überzeugung, dass niemand diesen Rekord brechen wird. Und nun haben wir mit Federer, Nadal und Djokovic gleich drei Spieler, die noch mehr Major-Titel gewonnen haben. Das ist einfach unglaublich.
Werden Sie noch oft auf den Match gegen Federer in Wimbledon angesprochen?
Nein, ganz im Gegenteil. Sie sind die Erste.
Vier Jahre später lieferten Sie sich mit Federer einen weiteren Fünfsatzkrimi, diesmal beim Sandplatzturnier in Gstaad.
Genau, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Die Vorzeichen waren komplett anders als noch bei unserem ersten Aufeinandertreffen. Roger trat als frischgebackener Wimbledon-Sieger an, hatte soeben seinen ersten Grand-Slam-Titel gewonnen. Ich hingegen hatte im Final nichts zu verlieren. Ihn vor seinem Heimpublikum zu bezwingen, war eine grosse Sache für mich.
Die Atmosphäre muss speziell gewesen sein.
Das war sie! Ich erinnere mich noch, dass Roger eine Kuh geschenkt bekam. Den Namen weiss ich allerdings nicht mehr...
Sie hiess Juliette. Für Sie gab es keinen Lebendpreis nach Ihrem Erfolg?
Nein, für mich leider nicht. Ich hätte aber auch keinen Garten oder Stall dafür gehabt. (lacht)
Sie scheinen sich in der Schweiz ohnehin sehr wohl gefühlt haben. Sie gewannen 3 Ihrer 7 Titel hier.
Gerade Gstaad wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Neben den beiden Einzeltiteln war ich auch dreimal im Doppel erfolgreich. Die Schweiz ist einfach ein wunderbares Land. Sei es die Landschaft, die Sauberkeit oder auch die Organisation jeweils an den Turnieren. Ich war immer gerne dort.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 29.6.19, 21:25 Uhr