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Grand-Slam-Turniere Andy Murrays langer Anlauf zur grossen Erleichterung

Nach seinem epischen 5-Satz-Erfolg über Novak Djokovic im Endspiel der US Open ist Andy Murray vorerst am Ziel seiner Träume. Der Brite konnte die eigenen bösen Geister vertreiben und eine ganze Nation erlösen. Für seine Gegner bedeutet das nichts Gutes.

Das Wort, mit dem Andy Murray seine Gefühlslage nach dem Final-Sieg über Novak Djokovic beschrieb, hätte treffender kaum sein können. Erleichtert sei er. Erleichtert, dass er «diese letzte Hürde nehmen konnte.» Erleichtert, dass er nicht als der Tennisspieler in die Geschichte eingeht, der als einziger seine 5 ersten Grand-Slam-Endspiele verloren hat.

Niederlagen in grossen Spielen

Wer die Vorgeschichte des 25-jährigen Schotten aus Dunblane kennt, weiss, dass diese Erleichterung von tiefstem Herzen kommt. Murray, der viele Jahre die «ewige Nummer 4» hinter Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic war, haftete lange Zeit ein «Loser-Image» an. Er galt als einer, der in den grossen Spielen versagt. Wie sein jetziger Coach Ivan Lendl verlor Murray seine ersten 4 Grand-Slam-Finals und gewann dabei nur einen Satz.

Druck einer ganzen Nation

Zudem trug Murray die Bürde auf sich, eine ganze Sportnation erlösen zu müssen. Seit dem legendären Fred Perry vor 76 Jahren hatte kein britischer Tennisspieler mehr ein Grand-Slam-Event gewonnen. Murray gab an der Pressekonferenz nach dem Final denn auch zu, daran gedacht zu haben: «Als ich zum Matchgewinn aufschlug, war mir bewusst, was dies für das britische Tennis bedeutet.»

Erster Schotte seit 115 Jahren

Und der Schotte, der gegen Djokovic eine 2:0-Satzführung preisgegeben hatte, behielt die Nerven. «Es wäre sehr, sehr hart gewesen, wenn ich es wieder nicht geschafft hätte», so Murray, der erstmals seit fast 10 Monaten wieder die Nummer 3 der Welt ist (auf Kosten Nadals). Nach 287 erfolglosen Grand-Slam-Turnieren hat Grossbritannien wieder einen Major-Champion. Der letzte gebürtige Schotte, der an einem Grand Slam jubeln durfte, war Harold Mahony - im Jahr 1897.

Schlüsselerlebnis Olympia

Einen solchen Schub hatte Murrays Karriere im August in London erhalten. 4 Wochen nach dem verlorenen Wimbledon-Endspiel gegen Federer revanchierte sich der 1,90 m grosse Rechtshänder an gleicher Stätte am Schweizer und liess sich vor Heimpublikum zum Olympiasieger krönen. «Das war die schönste Woche meiner Karriere», sagt der 24-fache Turniersieger.

Der Trainer als Vorbild

Die Erfahrungen bei Olympia und jüngst in New York machen Murray für das Trio Federer, Djokovic, Nadal endgültig zum ebenbürtigen Herausforderer. Mit seinem soliden Aufschlag, seiner überragenden Beinarbeit und neu seiner mentalen Stärke ist Murray, seit jeher einer der besten Returnspieler im Tennis-Zirkus, bereit für weitere Grand-Slam-Triumphe. Und schliesslich holte auch sein Coach Lendl nach den 4 verlorenen Endspielen noch 8 Major-Titel.

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