Im Vorfeld der Australian Open war teilweise von einem «Hammerlos» für Roger Federer zu lesen gewesen. Dass der vierfache Melbourne-Sieger aber bereits in der 3. Runde die Segel streichen muss, war nicht zu erwarten.
Melbourne und Seppi eigentlich gute Pflaster
Das erste Major-Turnier des Jahres ist eigentlich stets ein gutes Pflaster für Federer gewesen, obwohl er in Wimbledon (7 Titel) und an den US Open (5) mehr Triumphe feiern konnte. In Melbourne jedoch stand er seit 2004 immer mindestens im Halbfinal, wobei er fünfmal das Endspiel erreichte.
Auch in der Vorbereitung vermochte der Baselbieter zu überzeugen und reiste mit dem Turniersieg von Brisbane an die Australian Open. Zudem konnte er in der 3. Runde Jérémy Chardy (Fr) aus dem Weg gehen und mit Andreas Seppi seinem «Wunschspieler» gegenübertreten.
10 Spiele, 10 Siege und 21:1 Sätze lautete die Bilanz gegen den 30-jährigen Italiener. Wie also kam es, dass Federer ausgerechnet an einem seiner Lieblingsorte, auf seiner Lieblingsunterlage gegen einen seiner Lieblingsgegner den Kürzeren gezogen hat?
«Habe die falschen Entscheidungen getroffen»
Die Antwort lieferte der Baselbieter, der sich nach der Niederlage sehr selbstkritisch zeigte, gleich selbst: «Ich habe heute zu oft die falschen Entscheidungen getroffen.» Federer sprach dabei vor allem seinen Service an, den er stets mit sehr viel Risiko gespielt hat. «Es wäre besser gewesen, zu dosieren und mehr erste Aufschläge im Feld zu haben, anstatt immer gleich den direkten Punkt zu suchen», analysierte er nach der Niederlage.
Wieso der Aufschlag nicht funktionierte, konnte er sich nicht erklären: «Ich habe in den letzten 6 Monaten hervorragend serviert. Keine Ahnung, was heute los war.» Seinem Gegner attestierte er, die wichtigen Punkte mit «teils unglaublichen Schlägen» gewonnen zu haben. Den Hauptgrund der Niederlage sah er aber bei sich selber: «Ich konnte Seppi nicht gewünscht unter Druck setzen. In diesen Momenten hätte ich mehr von mir erwartet.»
Seppi: «Einer meiner grössten Siege»
Anders sah natürlich die Gemütslage beim überglücklichen Gewinner aus. «Das ist auf jeden Fall einer meiner grössten Siege», strahlte Seppi noch auf dem Platz. «Ich habe mich vor allem auf meine Servicegames fokussiert, weil ich wusste, dass ich bei Aufschlag Federer nicht viele Chancen erhalten werde.»
Diese Taktik ist aufgegangen und wurde mit dem Achtelfinal-Einuzg belohnt. Federer seinerseits reist ungewohnt früh aus Australien ab. Angreifen will und wird er wieder: «Ich werde jetzt auf jeden Fall ein paar Wochen Ferien machen und dann wieder hart trainieren.»
Sendebezug: SRF zwei, «sportlive», 23.01.2015, 04:45 Uhr