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Kann Roger Federer bei den French Open ein Wort um den Titel mitreden?
Legende: Aus dem Schatten treten Kann Roger Federer bei den French Open ein Wort um den Titel mitreden? Reuters

Grand-Slam-Turniere Günthardt: «Federer wird in Paris besser aussehen»

Roger Federer ging zuletzt in Rom gegen Rafael Nadal regelrecht unter und auch Novak Djokovic schwächelte. SRF-Tennisexperte Heinz Günthardt erklärt im Interview, weshalb man die beiden dennoch nicht abschreiben sollte und verrät, mit welchem Rezept man Top-Favorit Nadal beikommen könnte.

Heinz Günthardt, wenn man die letzten Wochen noch einmal Revue passieren lässt, kann es eigentlich nur einen Schluss geben: Rafael Nadal gewinnt in diesem Jahr zum 8. Mal die French Open...

Heinz Günthardt:  Nadal ist zweifelsohne der Mann, den es zu schlagen gilt. Er hat in den letzten Wochen mit Abstand am erfolgreichsten gespielt. Ob er aber tatsächlich so stark ist wie zu seinen besten Zeiten auf Sand, ist schwierig zu beurteilen. Dies vor allem deshalb, weil seine grössten Konkurrenten zuletzt Schwächen gezeigt haben.

Zur Person

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Heinz Günthardt ist ein ehemaliger Tennisprofi, der auf der ATP Tour 5 Einzel- und 30 Doppeltitel gewinnen konnte. Der ehemalige Coach von Steffi Graf und aktuelle Captain des Schweizer Fed-Cup-Teams ist seit Jahren als Tennisexperte und Co-Kommentator bei SRF tätig.

Nadals Onkel und Trainer Toni Nadal nennt - nebst seinem Schützling - Novak Djokovic, David Ferrer und Tomas Berdych als grösste Titelanwärter. Roger Federer hingegen erwähnt er nicht. Teilen Sie diese Einschätzung?

Dass Djokovic neben Nadal der grosse Favorit auf den Titel ist, ist unbestritten. Bei Ferrer hingegen muss man sich fragen: Schafft er es nach so vielen Anläufen tatsächlich einmal, die Besten zu schlagen? Dies ist ihm bislang bei grossen Matches noch nicht gelungen. Nur schon deshalb räume ich Roger die viel grösseren Chancen ein - auch was den Turniersieg angeht. Wenn er ein gutes Gefühl bekommt und sich in einen Rausch spielen kann, ist er auf jeden Fall viel gefährlicher als Ferrer.

Zuletzt hat Federer in Rom allerdings eine der klarsten Niederlagen gegen Nadal überhaupt einstecken müssen. Wie beurteilen Sie seinen Auftritt?

Seine Leistung war nicht sehr gut, das müssen wir nicht schönreden. Roger hatte sich mit seinem aggressiven Spiel zwar einen Plan zurecht gelegt, hat dann aber regelrecht überdreht. In gewissen Situationen hat er fast panisch reagiert. Für mich lässt das den Rückschluss zu, dass er nicht mit sehr viel Selbstvertrauen ans Werk gegangen ist. Ich bin aber überzeugt, dass dieses Spiel im Hinblick auf Roland Garros eine wichtige Erfahrung war. Federer wird in Paris besser aussehen.

Djokovic wird nur sehr schwer zu bezwingen sein.

Wie Federer hatte zuletzt auch Novak Djokovic mit Formschwankungen zu kämpfen. Wird er in Paris bereit sein?

Davon bin ich absolut überzeugt. Dass er gegen Berdych trotz klarer Führung den Kürzeren zog, war höchst aussergewöhnlich. Aber gegen Berdych - den Toni Nadal nicht zu Unrecht zu den Favoriten zählt - kann jeder verlieren. Djokovic über Best of Five zu schlagen, wird aber enorm schwierig. Auch wenn er in einem Spiel einen Hänger haben sollte, bleibt ihm noch genügend Zeit, um wieder in die Spur zu finden. Djokovic wird nur sehr schwer zu bezwingen sein.

Mit Stanislas Wawrinka darf sich ein zweiter Schweizer gute Chancen ausrechnen, es weit zu bringen. Was trauen Sie dem Romand zu, sollte er seine Verletzung rechtzeitig auskuriert haben?

Durch die Erfolge in den letzten Wochen hat er enorm viel Selbstvertrauen getankt. Es gibt keinen Grund, weshalb Stan nicht wie in Madrid weit kommen sollte. Wenn er den Rhythmus gefunden hat, ist er auch für die Top-Spieler ein äusserst gefährlicher Gegner.

Wawrinka gehört zu jener Sorte Spieler, die durch enorm harte Grundlinienschläge bestechen. Insbesondere Nadal bekundete in der Vergangenheit oft Mühe mit solchen Gegnern wie beispielsweise Ernests Gulbis oder Robin Söderling...

Das ist zweifelsohne so. Wenn jemand heiss läuft, dann kann Nadal sein Spiel nicht aufziehen. Heutzutage können gewisse Spieler so hart schlagen, dass es zum Teil gar nicht mehr relevant ist, gegen wen sie spielen. Aber wie bereits erwähnt: Es ist viel schwieriger, mit einem solchen Spielstil über 3 Gewinnsätze zum Erfolg zu kommen. Deshalb räume ich Djokovic, der die Ballwechsel mitgehen und jederzeit beschleunigen kann, die grösseren Chancen ein, Nadal zu schlagen.

Trauen Sie also keinem Aussenseiter zu, den Top-Stars ein Schnippchen zu schlagen?

Ohne Murray und Del Potro ist das Tableau klar geschwächt. Das öffnet aber Möglichkeiten für Spieler der zweiten Garde wie Tsonga und Wawrinka. Und wer weiss, vielleicht gibt es junge Spieler, die noch einmal einen Schritt nach vorne machen können. Ich denke da zum Beispiel an Jerzy Janowicz.

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