Nach dem verwerteten Matchball gegen Novak Djokovic gab es bei den Anhängern von Andy Murray kein Halten mehr. Die beiden Schauspieler Bradley Cooper und Gerard Butler lagen sich in der Royal Box in den Armen, Freundin Kim Sears schrie ihre Freude heraus und Mutter Judy Murray verdrückte an der Schulter von Davis-Cup-Captain Leon Smith ein paar Tränen.
«Es zeigt, dass es nicht falsch ist, zu träumen, daran zu glauben. Alles ist möglich», sagte eine mittlerweile gefasste Judy Murray einige Minuten später. Zu Ehren des grossartigen Triumphs ihres Sohnes präsentierte sich die 53-Jährige beim traditionellen Champions Ball erstmals in einem Kleid.
Private Botschaft von der Queen
Die Gratulanten waren zahlreich und prominent. Premierminister David Cameron zeigte sich beeindruckt: «Das war eine grossartige Leistung von Andy Murray und es ist ein toller Tag für das britische Tennis und ganz Grossbritannien. Er hat nie aufgegeben, es war herrlich.» Auch die Queen übermittelte dem frischgebackenen Wimbledon-Sieger eine Botschaft.
In den Zeitungen zierte Held Murray jedes Titelblatt. The Guardian schrieb einfach nur das Wort «Champion» neben ein Foto von Murray, der den Pokal küsst. Für den Daily Express kürte sich der Weltranglisten-Zweite mit seinem zweiten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zum «magischen Murray», für die Times zum «Jungen für die Geschichtsbücher» («history boy»).
Das Blatt gewendet
Für Murray war der Triumph in Wimbledon das i-Tüpfelchen auf ein aussergewöhnliches Jahr. Vor 12 Monaten noch am Boden zerstört, ist er nun auf dem Tennis-Olymp angekommen. Auf dem Weg zu seinem bedeutendsten Triumph schwang er auch bei den Olympischen Spielen und bei den US Open obenaus und entwickelte sich definitiv zum Winner-Typ.
Dies soll aber erst der Anfang gewesen sein. «Ich wäre überrascht, wenn er nicht mindestens sechs Majors gewinnen wird», sagte die frühere Weltnummer 1 John McEnroe gegenüber der BBC . A propos Weltnummer 1: Obwohl Murray momentan noch 2950 Punkte hinter Djokovic zurückliegt, stehen die Chancen gut, dass er den Serben in naher Zukunft an der Spitze ablösen wird. «Wenn es gut läuft, hat er in diesem Jahr noch die Chance, die Nummer 1 zu werden», ist McEnroe überzeugt. Nur die wenigsten dürften dem charismatischen Amerikaner widersprechen.