Marion Bartoli passt nicht ins allgemeine Bild, das man von einer Tennisspielerin hat. Doch die etwas füllige Französin mit dem unorthodoxen Spielstil ist nach ihrem Wimbledon-Triumph auf dem Tennis-Olymp angekommen. «Sie sieht nicht so aus, wie man sich eine Athletin vorstellt. Aber sie schwingt ihren Schläger wie einen Pinsel. Sie hat ihren eigenen Picasso fabriziert», adelte US-Ikone John McEnroe die Hobby-Malerin mit dem sagenhaften IQ von 175.
Bartoli «glücklich wie nie»
Bei ihrer 47. Grand-Slam-Teilnahme ist der 28-Jährigen der grosse Coup gar ohne Satzverlust gelungen. Keine Spielerin brauchte indes mehr Anläufe für den 1. Major-Sieg. «Ich bin glücklich wie nie», frohlockte Bartoli nach dem Finalsieg über Sabine Lisicki.
Dass die eher für Doppelfehler denn starke Aufschläge bekannte Bartoli die Partie mit einem Ass entschied, passte zur Wandlung, die sie in den letzten Monaten durchlaufen hatte. «Ich habe den besten Aufschlag aufgespart», sagte sie lachend. Denn der Service war ihr grosses Manko.
Die Abnabelung vom Vater
Nicht zuletzt deshalb hatte ihr dominanter Vater Walter sie zu unzähligen zusätzlichen Trainingsstunden verdonnert. Seit Beginn des Jahres hat sie sich losgesagt vom ihm, der Bartoli in Sorge um ihr Power-Tennis kein Gramm an Gewicht verlieren lassen wollte. Dieser gestand nach ihrem Turniersieg: «Sie hat mir imponiert.»
Als Lohn für diesen Schritt triumphierte sie als erst dritte Französin bei einem Grand-Slam-Turnier. Auf die schweren Zeiten in der Vergangenheit blickt Bartoli, die im WTA-Ranking auf Position 7 vorstossen wird, mit Gelassenheit zurück: «Man geht durch Tränentäler, erleidet Schmerzen, aber irgendwann wirst du belohnt. Dass ich harte Zeiten zu überstehen hatte, macht diesen Erfolg noch besser.»