Resultate
Er fightete über fünf Stunden um jeden Ball, begeisterte die Zuschauer mit seinem Power-Tennis und brachte die Weltnummer 1 an den Rand einer Niederlage.
Am Ende aber musste Stanislas Wawrinka den Court nach einem begeisternden Night-Session-Match bei den Australian Open gegen Novak Djokovic als Verlierer verlassen. Niedergeschlagen und mit Tränen in den Augen verschwand der Romand in den Katakomben.
Niederlage löst einen Steigerungslauf aus
Hätte Wawrinka damals gewusst, wie seine Saison anschliessend verlaufen würde - seine Niedergeschlagenheit wäre schnell verflogen gewesen. Denn so schmerzlich die Niederlage damals war, sie hat ihm gleichzeitig den Glauben gegeben, auch bei den «Big Events» mit den Besten des Fachs mithalten zu können. «Mein Level war so gut wie noch nie, das hat mich positiv gestimmt und mir sehr geholfen», sagt Wawrinka heute.
Mit dem neuen Selbstvertrauen und ab April einem neuen Coach an seiner Seite eilte Wawrinka in der Folge von Sieg zu Sieg. Final in Buenos Aires und Madrid, Halbfinal in Casablanca, Sieg in Estoril und Viertelfinal bei den French Open. Er schlug in diesem Jahr schon sieben Top-10-Spieler und hat sich mit dem «besten Tennis meines Lebens» erstmals in die Halbfinals eines Grand-Slam-Turniers vorgekämpft.
Djokovic voll des Lobes über Wawrinka
Auch Djokovic ist diese markante Leistungssteigerung nicht verborgen geblieben. «Wir wussten schon immer, dass Wawrinka die Qualitäten hat, um auf diesem Level zu spielen. Bislang fehlte ihm lediglich die Konstanz. Er ist ein sehr kompletter Spieler», anerkannte die Weltnummer 1.
Für Wawrinka könnte sich in Flushing Meadows ein Kreis schliessen. Mit einem Sieg gegen Djokovic würde er sich nicht nur für die bittere Niederlage im Januar revanchieren, sondern seiner ohnehin schon sehr erfolgreichen Saison die Krone aufsetzen. Djokovic ist auf jeden Fall gewarnt: «Wawrinka spielt momentan mit sehr viel Selbstvertrauen. Er hat nichts zu verlieren und wird auf den Platz gehen, um dieses Spiel zu gewinnen.»
Wie Wawrinka konnte auch Djokovic im Verlauf des Turniers viel Selbstvertrauen tanken. Aber: Der 26-Jährige wartet bereits seit April und seinem Triumph in Monte-Carlo auf einen Turniersieg. Zuletzt verlor er in Wimbledon (Final gegen Murray) und Paris (Halbfinal gegen Nadal) zwei wichtige Spiele.
Ein Duell auf Augenhöhe
Um weiterhin vom zweiten US-Open-Erfolg nach 2011 träumen zu dürfen, muss Djokovic Wawrinka aus dem Weg räumen. Wozu der entschlossene Schweizer in diesen Tagen fähig ist, hat er nicht zuletzt bei seinem überzeugenden Sieg gegen Titelverteidiger Andy Murray gezeigt.