Sie könnten durchaus Mitglieder einer Boyband sein. Auf der einen Seite Nick Kyrgios, der «Bad Boy» mit dem gesunden Selbstbewusstsein und dem frivolen Mundwerk. Auf der anderen Seite Thanasi Kokkinakis, der zurückhaltende Mädchenschwarm mit dem frechen Haarschnitt.
Kyrgios und Kokkinakis scheinen vorbestimmt, dereinst die ganz grossen (Tennis-)Bühnen zu rocken. Die «Special K's», wie sie in ihrer Heimat auch genannt werden, sollen die Lücke füllen, die Mark Philippoussis, Patrick Rafter und auch Lleyton Hewitt in der stolzen Tennisnation hinterlassen haben.
Noch viel Luft nach oben
Kyrgios, mittlerweile die Nummer 50 der Welt, hat bereits erste Ausrufezeichen gesetzt. Unvergessen sein Sieg gegen Rafael Nadal in Wimbledon, als er den Spanier mit Power-Tennis in eindrücklicher Manier vom Platz fegte.
«Dieser Junge wird auf jeden Fall die Top 5 knacken», zeigte sich Tennislegende John McEnroe beeindruckt. In die Euphorie mischte sich auch Rafter, hob aber gleichzeitig den Mahnfinger. «Nick ist ein potenzieller Superstar. Ich brauche absichtlich das Wort ‹potenziell›, denn bis dorthin ist es noch ein weiter Weg», so der 42-Jährige.
Federer, der Talent-Späher?
Einer, der bereits vorher von den Qualitäten Kyrgios' wusste, ist Roger Federer. Der Baselbieter lud den 19-Jährigen im vergangenen Mai nach Zürich ein – und hinterliess beim «Aussie» bleibenden Eindruck. «Die Intensität, die Roger im Training an den Tag legt, ist unglaublich. Das spürt man erst, wenn man mit ihm trainiert», erklärte der leidenschaftliche Basketballer.
Auch Kokkinakis kam bereits in den Genuss von Trainingseinheiten mit dem Schweizer Superstar. Der Weltranglisten-147., mindestens ebenso talentiert wie Kyrgios, bestritt einen Teil der Saisonvorbereitung mit Federer in Dubai. «Er arbeitet hart an Details, die ihn vom Rest der Konkurrenz unterscheiden. Seine Motivation und Intensität sind beeindruckend», berichtet der 18-jährige Youngster, der bei den Australian Open mit einer Wildcard am Start sein wird.
Rosige Aussichten «Down Under»
Die Zukunft des australischen Tennis scheint rosig. Neben Kyrgios und Kokkinakis gibt es ja noch Bernard Tomic, den umstrittenen Super-Techniker, dessen definitiver Durchbruch nur eine Frage der Zeit ist. Und mit Spielern wie John Millman – der Federer jüngst in Brisbane alles abforderte – Marinko Matosevic oder James Duckworth verfügt «Down Under» über eine grosse Breite an guten Tennisspielern.
Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 11.01.14, 18:15 Uhr