Stanislas Wawrinka und Rafael Nadal sind Freunde. Sie kennen sich bereits seit dem Junioren-Alter, trainieren an grossen Turnieren regelmässig zusammen und mögen sich Erfolge gegenseitig gönnen. Solche gab es in den letzten Wochen zur Genüge, sind doch sowohl Wawrinka (Turniersieg in Chennai) als auch Nadal (Doha) in diesem Jahr noch ungeschlagen.
Nadal auf den Spuren von Rod Laver
Und doch könnte die Ausgangslage vor dem Direktduell im Melbourne-Final unterschiedlicher kaum sein. Während sich Rafael Nadal die Chance bietet, mit dem insgesamt 14. Major-Titel als erster Spieler seit Rod Laver alle Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen zu haben, ist für Wawrinka bereits die Final-Teilnahme der (vorläufige) Höhepunkt der Karriere. «Es ist verrückt, unglaublich», sagt der bescheidene Romand, «ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages einen solchen Final spielen würde.»
Er werde sicherlich aufgeregt und nervös sein, wenn es am Sonntag ernst gilt. «Gleichzeitig bin ich einfach glücklich und will den Moment geniessen.»
Brutale Bilanz im Head-to-Head
Ein Blick auf die bisherigen Duelle zwischen den beiden wirkt brutal. In 12 Anläufen konnte Wawrinka den unermüdlichen Spanier noch nie bezwingen, nicht einmal ein Satzgewinn wollte dem 28-Jährigen jemals glücken. «Diese Zahlen kümmern mich nicht», stellt Wawrinka jedoch klar, «vielmehr gibt mir zu denken, dass Nadal der beste Spieler der Welt ist und derzeit sein bestes Tennis spielt.»
Aggressives Spiel als Schlüssel zum Erfolg?
Doch auch Wawrinka selbst spielt in diesen Tagen so stark wie noch nie, und dass er sich von Niederlagen nicht entmutigen lässt, ist ohnehin bekannt. «Ich habe schon so oft gegen ihn gespielt und so oft gegen ihn verloren. Aber ich werde es erneut versuchen.» Das Rezept, wie er Nadal dieses Mal knacken will, hat er sich jedenfalls bereits zurechtgelegt: «Aggressiv spielen, gut aufschlagen und versuchen, ihn immer wieder unter Druck zu setzen.»
Federer glaubt an Wawrinka
Der «Schweizer des Jahres» ist sich bewusst, dass er nichts zu verlieren hat und er sich nach seinen Siegen über Novak Djokovic und Tomas Berdych auch nicht verstecken muss. Das weiss natürlich auch Nadal, der ein «sehr, sehr hartes Duell» erwartet.
Und auch Roger Federer, der dem geplatzten Traum vom reinen Schweizer Final nachtrauert, traut Wawrinka den grossen Coup zu: «Es gibt absolut keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass er Nadal schlagen kann.» Spielerische Tipps könne er ihm zwar keine geben, da sei Wawrinka selber stark genug. «Falls er jedoch im mentalen Bereich auf meine Erfahrung aus all den grossen Finals zurückgreifen will, helfe ich ihm gerne.»