Ziemlich genau vor einem Jahr zeigte Roger Federer in New York gegen Tommy Robredo gemäss Mats Wilander «eines der schlechtesten Spiele seiner Karriere». Viele Experten schrieben den gesundheitlich angeschlagenen Baselbieter nach dem Achtelfinal-Out in Flushing Meadows zum wiederholten Mal ab.
Erneut vorschnell, wie man heute weiss. Federer ist der erfolgreichste Spieler 2014, hat vor 10 Tagen in Cincinnati seinen 80. Turniersieg eingefahren und ist einer der Kronfavoriten auf den Titel an den US Open. «Er kann zur Zeit alle Topspieler schlagen. Hier in New York, wo er schon 5 Mal gewonnen hat, ist sein Selbstvertrauen besonders gross», sagt Wilander.
Schwächelnde Gegner irrelevant
Der 7-fache Grand-Slam-Champion und heutige TV-Experte sieht momentan einen Federer, der «noch ökonomischer spielt und häufiger ans Netz kommt.» Dies sei bestimmt ein Verdienst von «Teilzeit-Coach» Stefan Edberg.
Das Argument, dass die jüngsten Erfolge des Schweizers auch durch Verletzungen (Nadal) oder Formschwächen (Djokovic) der Gegner begünstigt gewesen seien, lässt Wilander nicht gelten: «Das ist absolut irrelevant. Denn solche Dinge gehören zum Tennis.» Wenn andere Spieler Federers Spielweise adaptieren würden, wären diese auch weniger verletzt, glaubt der Schwede.
5 Jahre Selbstvertrauen
«Ich habe Federer nie abgeschrieben», beteuert Wilander. Ein Grand-Slam-Triumph, wie jener des Schweizers 2012 in Wimbledon, würde nachhaltig Selbstvertrauen geben. «Man ist die nächsten 5 Jahre lang überzeugt, noch ein Major zu gewinnen.» Allerdings brauche Federer, so räumt Wilander ein, heutzutage auch Losglück, um weit zu kommen. «Aber wenn er hier im Halbfinal oder Final noch frisch ist, kann er jeden schlagen.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 25.8.14, 22:25 Uhr