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Lange Wartezeiten in Wimbledon Wenn das Anstehen sogar den Engländern zu bunt wird

In Wimbledon klagen Fans über stundenlange Wartezeiten am Eingang wegen strengerer Sicherheitskontrollen.

Zuschauer stehen in Wimbledon vor dem Eingang Schlange.
Legende: Das Wetter erfordert zusätzlich Nerven Zuschauer müssen in Wimbledon teilweise stundenlang anstehen. Keystone/EPA/Tolga Akmen

Anstehen ist ja eine Art Volkssport in England. Nun aber reisst sogar den sonst so ausdauernden Engländern der Geduldsfaden. In den ersten Tagen gaben manche nach Stunden in der Warteschlange auf – und verzichteten auf den Besuch des Traditionsturniers in Wimbledon.

Becky Deeming, eine Eventmanagerin aus London, klagte ihr Leid der Zeitung Guardian . Um 3:35 Uhr in der Nacht sei sie angekommen, um sich in die Reihe der Leute ohne Ticket einzureihen. Um 13:15 Uhr sei sie dann auf der Anlage gewesen.

Andere Male sei sie später gekommen und um 11 Uhr, wenn die Spiele traditionell starten, drinnen gewesen. «Leute, die seit Jahren in der ‹Queue› für Tickets anstehen, sagen, so schlimm sei es noch nie gewesen», sagte sie genervt. «Und es hat keinerlei Kommunikation gegeben.»

Tennis-Fans übernachten vor der Anlage in Wimbledon, um sich ein Ticket zu ergattern.
Legende: Anstehen für Fortgeschrittene Tennis-Fans übernachten vor der Anlage in Wimbledon, um sich ein Ticket zu ergattern. Keystone/AP/Victoria Jones

Suche nach Kabelbindern und Sofortkleber

Der Grund für die langen Wartezeiten sind die Sicherheitskontrollen am Eingang, die für alle Besucher – vom Journalisten bis zu den Zuschauern – passieren müssen. In diesem Jahr wird besonders genau hingeschaut, und ein paar Artikel sind neu auf der Verbotsliste gelandet. Dazu gehören Kabelbinder, Kreidepulver, Sekundenkleber, Ketten und Vorhängeschlösser.

Hintergrund ist die Angst vor Aktivisten der Organisation «Just Stop Oil» (Stoppt Erdöl). Die ist nicht ganz unbegründet. Die Aktivisten nutzten in den vergangenen Wochen verschiedene grosse Sportanlässe in England – beim Cricket-Gipfeltreffen gegen Australien (Ashes), dem Rugby-Final oder der Snooker-WM – für Protestaktionen. Etwas, das die Chefin des All England Lawn Tennis Clubs um jeden Preis verhindern will.

Ein Klimaaktivist verstreute am Mittwoch auf Court 18 Konfetti.
Legende: Platz gestürmt Ein Klima-Aktivist verstreute am Mittwoch auf Court 18 Konfetti, ein anderer setzte sich auf den Rasen. imago images/Action Plus/Shaun Brooks

Nach 7 Stunden warten wieder nach Hause

Sally Bolton entschuldigte sich für die Verzögerungen, die durch die an den ersten drei Tagen häufigen Regengüsse nicht angenehmer wurden, verteidigte aber die erhöhten Sicherheitsmassnahmen. «Wie wir bei anderen Sportveranstaltungen gesehen haben, gibt es keine Garantie, aber wir sind extrem zuversichtlich, dass unsere Massnahmen die richtigen sind», erklärte sie an einem kurzfristig anberaumten Medientreffen.

Ironie des Schicksals: Während die einen gegen die Klimaerwärmung protestieren – am Mittwoch stürmten gleich zweimal Mitglieder der Gruppe «Just Stop Oil» während Matches auf den Platz Nummer 18 – , erlebt Wimbledon den kühlsten und nassesten Start seit vielen Jahren.

Manchen Zuschauern war die Lust nach stundenlangem Anstehen schon vergangen, bevor sie überhaupt auf die Anlage kamen. Eine Frau aus Atlanta erzählte dem Guardian , dass sie um die Mittagszeit aufgegeben habe – nach mehr als 7 Stunden anstehen. «Das ist unglaublich enttäuschend», klagte sie. «Wimbledon war auf meiner ‹Bucket List›. Ich liebe diese schöne Tradition und dieses Land. Es ist total schade, dass es anscheinend nichts mehr für die normalen Leute ist.» Die Massnahmen haben aber offensichtlich ihre Berechtigung, bisher verhinderten sie grössere Störungen.

SRF zwei, sportlive, 05.07.2023, 12:00 Uhr ; 

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