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Medien-Hype als Last für Osaka «Niederlage vielleicht das Beste, was mir passieren konnte»

Naomi Osaka ist nach dem Out in Paris beinahe erleichtert. Der mediale Druck machte der Japanerin zu schaffen.

Naomi Osaka.
Legende: Auf Hartbelag am stärksten Naomi Osaka. Keystone

Auf einmal bricht auf dem Fernsehareal Hektik aus. Japanische TV-Crews greifen hastig nach ihren Kameras und Mikrofonen und eilen davon. Naomi Osaka hat soeben ihre Medienkonferenz angekündigt. Normalerweise werden diese Termine mit genügend Vorlauf kommuniziert, diesmal muss es aber schnell gehen.

So lauschen die Journalisten nur wenige Minuten später den Aussagen der Japanerin. Für die Nummer 1 der Welt sind die French Open in der 3. Runde zu Ende gegangen. Osaka spricht leise und mit monotoner Stimme. Doch ihre Aussagen lassen aufhorchen:

  • «Ich spürte eine Last auf meinen Schultern. Ich habe die French Open zwar bereits in der Vergangenheit gespielt, aber nie unter diesen Umständen.»
  • «Es mag komisch klingen, aber diese Niederlage ist vielleicht das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe zu oft über den Kalender-Grand-Slam nachgedacht.»

Mit ihren Siegen bei den US Open und in Australien hat sich Osaka im vergangenen Jahr ins Zentrum des Interesses katapultiert. Der Hype um die 21-Jährige kennt keine Grenzen, insbesondere in ihrem Heimatland Japan.

Grossaufgebot aus Japan

84 japanische Journalisten sind nach Roland Garros gereist, um über Osaka und Kei Nishikori zu berichten. Zum Vergleich: Aus der Schweiz sind es ca. 15 Medienschaffende.

Jetzt kommt die Rasensaison. Dort habe ich bislang auch noch keine Stricke zerrissen.

Ihre Matches werden live von zwei Fernsehstationen übertragen, Analysen und Hintergründe werden in einem Studio vor Ort produziert. «Der Marktanteil liegt bei rund 10 Prozent. Das ist im Sport eine hervorragende Zahl», erzählt Ken Shimizu, der verantwortliche Produzent bei TV Tokyo.

Interviews in Englisch

Nach ihrer Medienkonferenz steht Osaka den japanischen TV-Stationen Rede und Antwort. Die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin gibt dabei auf Englisch Auskunft. «Wir haben die Interviews zu Beginn auf Japanisch geführt, aber Naomi hat sich nicht wohl gefühlt. Sie kann sich in ihrer Muttersprache besser ausdrücken», erklärt Shimizu.

Dass sie seit ihrer Geburt in den USA lebt und nur selten in Japan ist, tut der Popularität Osakas keinen Abbruch. Nicht zuletzt dank ihres Humors. «Jetzt kommt die Rasensaison. Dort habe ich bislang auch noch keine Stricke zerrissen», sagt sie in ihrer gewohnt trockenen Art.

Wenig später ist Osaka verschwunden, die japanischen TV-Crews packen ihre Sachen zusammen. Jetzt müssen sie auf Kei Nishikori hoffen.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 1.6.19, 12:30 Uhr

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