Gerade einmal 12 Monate ist es her, als Leandro Riedi im August 2024 mit Position 117 sein bisher bestes Ranking auf der ATP-Tour erreichte und damit zur Schweizer Nummer 1 aufstieg. Nur eine Woche später begann für den Zürcher aber eine ganz schwierige Phase. An den US Open musste er gegen Landsmann Jérôme Kym in der 2. Qualifikationsrunde aufgeben.
Rückschlag um Rückschlag
Untersuchungen brachten einen Knochenabriss im rechten Knie hervor. Eine Operation war unumgänglich und die Saison für den Youngster gelaufen. Doch damit nicht genug: Im Januar 2025, als sich Riedi im Aufbau-Training befand, folgte ein herber Rückschlag. Der inzwischen 23-Jährige verdrehte sich im Training das Knie und sah sich wegen einen Meniskus-Innenrisses zu einer weiteren Operation gezwungen.
Beinahe 9 Monate lang absolvierte der Junioren-Finalist der French Open 2020 keinen einzigen Wettkampf. Stattdessen schuftete er hart im Kraftraum und schuf damit die Basis für seine Rückkehr. Doch bereits bei seinem Comeback Mitte Mai musste Riedi bei einem Challenger-Turnier in Portugal nach erfolgreicher Qualifikation in der Startrunde trotz Satzführung wieder das Handtuch werfen.
Erfolgserlebnis in Wimbledon
Roland Garros musste aus dem Programm gestrichen werden, doch einen Monat später hielt Riedis Körper der Belastung beim nächsten Comeback stand. Ausgerechnet beim Rasen-Klassiker in Wimbledon qualifizierte sich der Schweizer dank 3 Siegen in der Qualifikation erstmals überhaupt für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.
Dort musste Riedi allerdings Lehrgeld bezahlen. Gegen die Weltnummer 733 Oliver Tarvet kam der für gewöhnlich starke Return-Spieler zu keiner einzigen Breakchance und blieb in 3 Sätzen chancenlos.
Krönung an den US Open
Ganz anders präsentiert sich das Bild an den US Open. Wie schon an der Church Road profitierte Riedi von seinem geschützten Ranking nach der langen Verletzung und konnte als Weltnummer 435 nur deshalb an der Qualifikation teilnehmen.
Dies nutzte der 4-fache Turniersieger auf Challenger-Stufe aber so richtig aus. Erst setzte er sich in der Quali gegen 3 deutlich besser rangierte Gegner ohne Satzverlust durch, dann liess er im Hauptfeld 3 Siege gegen Spieler aus den Top 80 folgen. Zuvor waren ihm in der gesamten Karriere erst 4 Erfolge gegen so hoch klassierte Spieler gelungen.
Sensationelle Wende zum grössten Karriere-Sieg
Zweifelsohne der Höhepunkt: die grosse Wende gegen Francisco Cerundolo (ARG/ATP 19). 3:6, 4:6, 0:2 lag der Aussenseiter in der 2. Runde dabei zurück, obwohl er dabei teilweise gross aufspielte. Bis dahin konnte er aber keine seiner 11 Breakchancen nutzen, während der Argentinier sämtliche 3 Möglichkeiten in einen Service-Durchbruch umgemünzt hatte.
Riedi behielt aber die Nerven und stellte seine Geduld, die er zu Beginn des Jahres noch beim Wiederaufbau nach seinen Operationen benötigt hatte, unter Beweis. Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus und der grösste Sieg seiner bisherigen Karriere war der verdiente Lohn.
In der 3. Runde war es dann für einmal Riedi, der vom Verletzungspech seines Gegners profitierte. Kamil Majchrzak musste beim Stand von 3:5 im Startsatz unter Tränen aufgeben. Und nun trifft der letzte verbliebene Schweizer in Flushing Meadows im Achtelfinal mit Alex de Minaur (AUS/ATP 8) erstmals in seiner Karriere auf einen Top-10-Spieler.