Nach dem epischen Nacht-Spektakel zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic an den French Open geraten Tennis-Fans einmal mehr ins Schwärmen. Das Giganten-Duell im Viertelfinal hielt, was es versprochen hatte: Hochklassiges Tennis, ein spannendes Hin und Her, Emotionen – und nach dem verwandelten Matchball um 01:15 Uhr eine kurze Nacht, die es wert war.
Zverev bald auf dem Tennis-Thron?
Auch die Protagonisten zeigten sich nach der Partie begeistert. «Für solche Nächte wie heute spiele ich noch. Das ist unvergesslich und sehr emotional für mich», sagte Sieger Nadal (ATP 5). «Aber», fügte der Spanier hinzu, der bei seinem Lieblingsturnier den 22. Major-Titel anstrebt, «das war nur der Viertelfinal. Gewonnen habe ich noch nichts.»
Schon etwas verloren hat hingegen der unterlegene Djokovic: Der Serbe wird seine Führung in der Weltrangliste abgeben müssen – bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr und diesmal wahrscheinlich für eine längere Zeit.
Wenn Alexander Zverev, Halbfinal-Gegner von Nadal, den Titel holt, besteigt der Deutsche bereits am Montag den Tennis-Thron. Wenn nicht, wird Djokovic sicher eine Woche später abgelöst. Dann werden Daniil Medwedew, der schon Anfang Jahr kurrzeitig an der Spitze lag, und Zverev am Roland-Garros-Sieger von 2021 vorbeiziehen. Holt Nadal den Titel, wird auch er seinen Dauerrivalen hinter sich lassen und Djokovic wäre nur noch die Nummer 4 der Welt.
Djokovic als fairer Verlierer
Kurz nach dem Viertelfinal-Spektakel hatte Djokovic dazu noch nichts sagen. Der 35-Jährige zeigte sich aber als fairer Verlierer. «Nadal war in den wichtigen Momenten der bessere Spieler, er hat den Sieg verdient.» Djokovic habe sein Bestes gegeben.
Der Blätterwald zollte den beiden ebenfalls Tribut und suchte Erklärungen für Nadals Gesundheitszustand:
- NZZ: «Nadal spielte souverän und unwiderstehlich (...). Drei Matchbälle vergab er, der vierte sass. Danach stand er mit dem gleichen Gesichtsausdruck voller ungläubiger Freude wie ein paar Monate zuvor in Melbourne da, als er zu seiner grossen Überraschung das Australian Open gewonnen hatte. Novak Djokovic verliess die Arena blitzschnell und bedient.»
- Blick: «Ein Tennis-Match für die Ewigkeit!»
- L'Equipe: «Der König ist immer noch da.»
- Tagesanzeiger: «Nachdem Nadal praktisch ohne Vorbereitung auf Sand ins Turnier gestiegen war, sich öffentlich wie nie zuvor über seine chronischen Fussschmerzen beklagt und publikumswirksam erklärt hatte, jede Partie könnte seine letzte in Paris sein, fragte sich wohl mancher, wie er nur zu einer solchen Leistung fähig gewesen war. Doch wenn der erfolgreichste Tennisspieler der Grand-Slam-Historie an seinem erfolgreichsten Turnier antritt, sind solche Fragen wohl müssig. Nadal und Roland Garros, das scheint eine Liebesgeschichte ohne Ende zu sein, die jegliche Realitätsansprüche übersteigt.»