Dass Karolina Muchova am Samstagnachmittag im French-Open-Final in Paris die Weltnummer 1 Iga Swiatek fordern würde, war vor einem Jahr noch komplett unrealistisch. Nach zahlreichen Verletzungen und über einem halben Jahr ohne Wettkampfpraxis war die 26-Jährige im März 2022 auf die Tour zurückgekehrt. Doch das Comeback gestaltete sich schwierig. Ende August war Muchova nur noch die Nummer 235 der Welt.
«Ich bin von einer Verletzung zur nächsten gestolpert und es gab viele Täler. Aber ich bin immer positiv geblieben und habe hart gearbeitet», sagte Muchova am Donnerstag nach ihrem dramatischen Dreisatz-Krimi gegen Aryna Sabalenka , in dem sie einen Matchball abwehrte. Manche Ärzte hätten ihr gar geraten, mit dem Spitzensport aufzuhören, verriet die Tschechin. Ihre Rückenprobleme, Bauchmuskelverletzungen und ein lädierter Knöchel stellten die Fortsetzung der Karriere in Frage.
Rückkehr in die Top 10 winkt
Muchovas Durchhaltewille sollte sich auszahlen. Seit Anfang 2023 hat die aktuelle Nummer 43 der Welt schon über 100 Positionen im Ranking gutgemacht. Am Montag wird sie mindestens die Nummer 16 sein, bei einem Finalsieg über Swiatek sogar in die Top 10 zurückkehren (als 10.).
Muchova hat in Paris schon drei gesetzte Spielerinnen – darunter zwei aus den Top 10 – aus dem Turnier geworfen. Ihr Spiel ist sehr variantenreich mit kraftvollen Grundlinienschlägen, präzisen Slices oder gefühlvollen Stoppbällen. Die Melbourne-Halbfinalistin von 2021 hat ein gutes Gespür dafür, wann ein Netzangriff angebracht ist und ihre Volleys sitzen meist.
Sie ist eine Spielerin, die alles kann.
Es gibt nur drei French-Open-Finalistinnen, die schlechter klassiert waren als Muchova. Eine von ihnen ist Swiatek, die 2020 bei ihrem ersten Grand-Slam-Triumph bloss die Nummer 54 der Welt war. Die Polin ist bis heute die Paris-Siegerin mit dem höchsten Ranking.
Inzwischen ist Swiatek seit 14 Monaten ohne Unterbruch die Weltnummer 1 und auch im Endspiel gegen Muchova die Favoritin. Im letzten Jahr gewann die 22-Jährige neben Paris auch die US Open und steht nun schon bei drei Grand-Slam-Titeln. Am Bois de Boulogne hat Swiatek in diesem Jahr noch keinen Satz abgegeben und nur im Halbfinal gegen Beatriz Haddad Maia (BRA) einen Longset spielen müssen.
Als Swiatek noch eine 17-jährige Qualifikantin war
Gleichwohl ist der Respekt vor ihrer Finalgegnerin, die erstmals in einem Grand-Slam-Final steht, gross. «Sie ist eine Spielerin, die alles kann», schwärmte Swiatek am Donnerstag. Im Head-to-Head steht es übrigens 1:0 für Muchova. Doch der bislang einzige Direktvergleich liegt schon vier Jahre zurück und hat keine Aussagekraft mehr. Schliesslich war Swiatek damals noch eine 17-jährige Qualifikantin.