Novak Djokovic fand nach seinem 3.-Runden-Sieg über Alejandro Davidovich Fokina klare Worte: «Es gibt Einzelpersonen oder kleine Gruppen, die Freude daran finden, alles auszubuhen, was du tust. Ich finde das respektlos, und ich verstehe es auch nicht.»
Der Serbe war wegen einer Jubelgeste, die vom Publikum offenbar als übertrieben empfunden wurde, und wegen eines Medical Time-Outs ausgepfiffen worden.
Einen Tag zuvor hatte Taylor Fritz (USA) in seiner Partie gegen Lokalmatador Arthur Rinderknech den Unmut des Publikums zu spüren bekommen. Die Ukrainerin Elina Switolina hörte Pfiffe, weil sie sich wegen des Ukraine-Krieges weigerte, ihrer russischen Gegnerin Anna Blinkowa die Hand zu reichen.
Zwischen frenetischem Support und Unsportlichkeit
Dass das Roland-Garros-Publikum französische Spielerinnen und Spieler frenetisch unterstützt, ist das eine. Dass dies bisweilen unfaire Züge annimmt (Fehler des Gegners beklatschen etc.), ist ebenfalls seit längerem bekannt.
Das Publikum reagiert zudem sensibel auf Aktionen von Spielerinnen und Spielern. Das weiss auch Martina Hingis seit dem legendären Final von 1999 gegen Steffi Graf, als ein Streit um einen «out» gegebenen Ball ein minutenlanges Pfeifkonzert auslöste. Und ebenfalls bekannt ist, dass das Publikum nachtragend ist.
Spieler zu sensibel?
Die meisten dieser Zwischenfälle könnten die betroffenen Spielerinnen und Spieler mit etwas mehr Coolness allerdings vermeiden: Djokovic und Fritz hatten sich selbst mit sarkastischen Gesten (die besonders schlecht goutiert werden) ans Publikum gewandt.
Seit Naomi Osakas Pause wegen mentaler Probleme wird der psychischen Gesundheit von Athletinnen und Athleten zurecht grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Dass sie ein Anrecht darauf haben, allzeit geliebt und verhätschelt zu werden, ist allerdings nicht inbegriffen.