Camila Giorgi kennt keine Kompromisse. So furchtlos die zierliche Italienerin auf dem Platz auf die Bälle eindrischt, so einsilbig sind ihre Antworten in Interviews.
Wer erwartete, die 26-Jährige würde nach dem erstmaligen Erreichen eines Grand-Slam-Viertelfinals Emotionen zeigen, sah sich getäuscht. Mit ernster Miene sitzt Giorgi im grössten Medienraum vor den Journalisten und wirkt irgendwie fehl am Platz.
Kein Interesse am Tennis
Was ihr am Spiel ihrer nächsten Gegnerin Serena Williams denn am meisten imponiere, möchte jemand wissen. «Ich verfolge das Frauentennis nicht. Ich verfolge Tennis generell nicht», ist die saloppe Antwort der Weltranglisten-52. Tennis sei ihr Beruf, mehr nicht.
Als ein italienischer Reporter nachhaken will, entwickelt sich eine spitzzüngige Diskussion:
Journalist: «Serena Williams hat 23 Grand-Slam-Titel gewonnen. Sie müssen doch schon einmal ein Spiel von ihr gesehen haben...»
Giorgi: «Ich habe nie gesagt, dass ich sie nie spielen gesehen habe. Ich habe nur gesagt, dass ich ihre Karriere nicht verfolge.»
Journalist: «Aber was hat ihr Spiel...»
Giorgi: «Ich habe die Frage bereits beantwortet.»
Journalist: «Löst es in Ihnen keine Emotionen aus, gegen eine solche Spielerin anzutreten?»
Giorgi: «Nein, überhaupt nicht.»
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die italienische Presseschar an «ihrem» Schützling die Zähne ausbeisst. Giorgi sei zwar nicht unfreundlich, aber seit jeher unnahbar und sehr zurückhaltend.
Kleine Frau mit viel Power
Etwas, das man von ihrem Spiel nicht behaupten kann. Obwohl nur 1,68 Meter gross und keine 60 Kilo schwer, gehört Giorgi zu den «Hardhitterinnen» auf der Tour. Nur wenige können den Ball so beschleunigen wie sie, an einem guten Tag kann sie jeder Gegnerin gefährlich werden.
Das gilt auch für Williams. Diese gibt im Gegensatz zu ihrer nächsten Kontrahentin gerne Auskunft. «Ich habe schon ein paar Mal gegen sie gespielt. Natürlich verfolge ich das Frauentennis.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 09.07.2018, 14:00 Uhr