Mit einem packenden Fünfsätzer zwischen Dominic Thiem und Alexander Zverev sind in der Nacht auf Montag die US Open 2020 zu Ende gegangen. In Erinnerung bleiben werden vom Turnier in New York vor allem die speziellen Umstände. Keine Zuschauer, viele Absenzen, ein positiver Corona-Fall, der Djokovic-Eklat. Wir lassen mit SRF-Tennis-Experte Heinz Günthardt das Turnier Revue passieren.
Wenn man müde ist, kann einen die Energie im Stadion weiter tragen.
Auf die Frage, ob es eine gute Entscheidung gewesen sei, die US Open trotz der Corona-Pandemie durchzuführen, sagt Günthardt: «Für die Spieler mit einem Ranking um Position 100 war es sicher eine gute Entscheidung.» Für diese Profis seien die Preisgelder der Grand-Slam-Turniere überlebenswichtig. Die letzten 2 Wochen hätten indes auch gezeigt, dass Tennis ohne Zuschauer nicht das Gleiche sei.
Nicht zuletzt im Entscheidungssatz des Finals hat sich für Günthardt gezeigt, welch wichtige Funktion die Fans im Profitennis haben: «Wenn man müde ist, kann einen die Energie im Stadion weiter tragen. Diese hat gefehlt. Daher mussten sich die Beine der Spieler selber vorwärts peitschen.»
Die Hoffnung auf Fans
Günthardt streicht in seiner Retroperspektive auch das hohe Niveau der Matches heraus. «Die Frage war ja, ob es überhaupt möglich sei, ohne die Unterstützung des Publikums Höchstleistungen zu erbringen. Nach dem Frauen- und Männerfinal lautet die Antwort eindeutig: ‹Ja, es ist sehr wohl möglich!›», so der ehemalige Profispieler.
Trotzdem hofft Günthardt, dass bald wieder Zuschauer den Turnieren beiwohnen können. Denn der Tennissport sei angewiesen auf die Fans und das ganze Drumherum. «Nur Vor- und Rückhand sind auf die Dauer zu wenig.»
Hinblicklich der French Open, welche ab dem 27. September mit Zuschauern über die Bühne gehen sollen, stellen sich für Günthardt Fragezeichen: «Mir ist noch völlig unklar, wie das dann funktionieren soll.» Die Spieler zu schützen, sei der einfachere Part. Weit schwieriger werde es sein, die Zuschauer zu schützen.