Nach dem «vorweggenommenen Endspiel» vom Freitag zwischen Novak Djokovic und Carlos Alcaraz steht 2 Tage später der echte French-Open-Final bei den Männern auf dem Programm. Und dieser bietet eine nicht weniger spannende Ausgangslage. Denn für beide Finalisten geht es in dieser Partie um viel. Casper Ruud könnte in seinem 3. Grand-Slam-Endspiel seinen 1. Triumph feiern. Für Djokovic steht in seinem 34. Endspiel bei 70 Grand-Slam-Teilnahmen (!) gar weit mehr auf dem Spiel.
Die Frage nach dem GOAT
Der Serbe würde mit seinem 23. Sieg an einem der 4 wichtigsten Turniere des Jahres erstmals beide seiner grossen Rivalen – Rafael Nadal (22 Titel) und Roger Federer (20) – hinter sich lassen. Und gut möglich, dass er in dieser Sparte für lange Zeit (oder ewig?) die Nummer 1 bleiben wird. Denn Federer hat seine Karriere letzten Herbst beendet und Nadals sportliche Zukunft ist nach einer Hüft-Operation höchst ungewiss.
Ungeachtet dessen geht es für Djokovic (ATP 2) am Sonntag gegen Ruud (ATP 4) noch um mehr. Hier eine kleine Auswahl:
Falls Djokovic bei den French Open 2023 als Sieger hervorgeht, dann ...
- ... wird er am Montag Alcaraz wieder als Nummer 1 der Welt ablösen.
- ... hat er zum 3. Mal nach 2016 und 2021 das seltene Double Melbourne/Paris gewonnen.
- ... hat er als einziger Spieler überhaupt an jedem der vier Grand-Slam-Turniere mindestens dreimal triumphiert .
- ... hat er 6 der letzten 10 Grand-Slam-Turniere für sich entschieden.
- ... wäre dies für ihn der 22. Grand-Slam-Triumph seit 2011 (zum Vergleich: Nadal 13, Federer 4).
- ... würde er mit 94 Turniersiegen mit Ivan Lendl gleichziehen und läge nur noch hinter Federer (103) und Jimmy Connors (109).
Sollte Djokovic seinen 23. Grand-Slam-Titel einheimsen, wäre dies vielleicht das entscheidende Argument in der GOAT-Diskussion um den besten Tennisspieler aller Zeiten. Schliesslich hält der 36-Jährige bereits den Rekord für die meisten Wochen an Position 1 der Weltrangliste und mit 6 Titeln bei den ATP Finals ist der Serbe ex-aequo mit Federer auch in jener Sparte die Nummer 1. Eigentlich hinkt Djokovic seinen beiden grossen Rivalen nur bei den Olympischen Spielen hinterher, wo bloss Einzel-Bronze 2008 zu Buche steht.
Für Novak geht es darum, der Beste aller Zeiten zu sein. Er strebt seinen 23. Grand-Slam-Triumph an, ich meinen ersten. Das ist ein grosser Unterschied.
Wir fassen zusammen: Für Djokovic geht es um viel. Um sehr viel. Doch das trifft auch auf seinen Finalgegner zu. Wenn auch in etwas anderen Dimensionen.
Ruud steht nach den French Open 2022 und den US Open 2022 zum 3. Mal in einem Grand-Slam-Final. Die ersten beiden Endspiele verlor er gegen Nadal (Paris) und Alcaraz (New York). Einfacher wird die Aufgabe für den Norweger in diesem Jahr nicht. Und auch das Head-to-Head spricht klar gegen den 24-Jährigen aus Oslo. Gegen Djokovic konnte er in 4 Duellen – davon zweimal auf Sand – noch keinen Satz gewinnen. Zuletzt unterlag Ruud im Endspiel der ATP Finals 5:7, 3:6.
«Im letzten Jahr war es Rafa, nun ist es Novak. Wie soll ich sagen? Sie sind 2 der besten aller Zeiten», blickte Ruud auf das Duell voraus. «Für Novak geht es darum, der Beste aller Zeiten zu sein. Er strebt seinen 23. Grand-Slam-Triumph an, ich meinen ersten. Das ist ein grosser Unterschied.»