Frances Tiafoe (ATP 28) erreichte an der Church Road trotz einem Fehlstart gegen Alexander Bublik, der in der Weltrangliste um 10 Plätze schlechter eingestuft ist, den Achtelfinal. Beim 3:6, 7:6 (7:1), 7:6 (7:3), 6:4 glückte dem Amerikaner die Wende. Soweit die Fakten.
Doch die Partie, die am 5. Tag in Wimbledon das Geschehen auf dem Court Nr. 2 lanciert hatte, wirbelte deutlich mehr Staub auf. Denn ein zunehmend genervter Bublik erwies sich dabei so überhaupt nicht als ehrenhafter Sportsmann.
Ohne Ballaufwurf und gestreckten Arm
Der Kasache griff – als sich die Schlinge um ihn allmählich zuzog – gleich mehrfach zu einem ungewohnt taktischen und deshalb fragwürdigen Mittel. Der Sieger des Hartplatz-Turniers von Montpellier Anfang Jahr (es ist dies sein einziger Titel auf der ATP-Tour) servierte in einem Aufschlagspiel insgesamt sechsmal von unten. So etwas passiert im Männer-Profi-Tennis normalerweise sehr selten.
Beim Stand von 0:3 im 4. Satz wandte Bublik diesen Kniff erstmals an, als er einen Breakball gegen sich hatte. Der 25-Jährige musste prompt über den 2. Aufschlag, den er wieder herkömmlich platzierte und den Punkt in der Folge am Netz erfolgreich abschloss. Bublik schlug in diesem 4. Game weitere 5 Male von unten auf: Einmal leitete er so sogar einen Doppelfehler ein, dreimal konnte er aber punkten und letztlich auf 1:3 verkürzen.
Ein Ablenkungsmanöver
Ungeachtet dieser unsportlichen Einlage kam Tiafoe nicht mehr vom Kurs ab. Der Junioren-Halbfinalist der US Open 2014 bestätigte allerdings hinterher, dass er mit den Mätzchen seines Widersachers durchaus Mühe bekundet habe. «Es war nicht einfach, unter diesen Umständen den Fokus zu behalten», sagte er nach seinem erstmaligen Achtelfinal-Vorstoss in Wimbledon.
Einen anderen Blickwinkel auf Bubliks Schauspiel-Einlage hat der streitbare Nick Kyrgios. «Ich liebe es, es ist etwas anderes», twitterte der Australier.
Doch Kyrgios merkte auch an, dass bei ihm wohl mit anderen Ellen gemessen worden wäre. «Falls ich es getan hätte, wäre ich beschuldigt worden, absichtlich verlieren zu wollen, und hätte mindestens 15'000 Pfund Strafe zahlen müssen.»
Der 27-Jährige greift übrigens öfter zu diesem Mittel, um seinen Gegner so aus dem Konzept zu bringen ...