Novak Djokovic war not amused. Beim Training im Aorangi Park ist er es ja gewohnt, von jedem beobachtet zu werden. Jetzt aber, da es um seine Vormachtstellung in Wimbledon und darüber hinaus geht, da wurde es ihm zu bunt. Beim serbischen Nachrichten-Portal B92 regte er sich darüber auf, dass Vater Alcaraz ihn sogar gefilmt habe.
«Jeder», lamentierte Djokovic, «schaut dir hier über die Schulter», jeder wolle sehen, was er tue, woran er arbeite. Die Erregung des Grand-Slam-Rekordchampions, der in Wimbledon seinen 5. Titel in Serie und den 8. insgesamt gewinnen will, überrascht dennoch – schliesslich ist der Aorangi Park keine Sperrzone. Eher scheint es, als sei die Aufregung über «Spygate» ( Daily Telegraph ) Hinweis auf wachsende Nervosität bei Djokovic.
Alcaraz senior «schaut jedes Training»
Carlos Alcaraz junior bestritt die selbstverständlich keineswegs verbotene Spionage von Alcaraz senior auch gar nicht, mit jugendlich-naivem Charme entgegnete er: Sein Vater sei ein Tennis-Fan, der von 10 Uhr morgens bis 11 Uhr abends im All England Club sei, und dabei schaue er «von jedem» das Training an. «Wenn er die Gelegenheit hatte, Djokovic live zu sehen, hat er ihn wahrscheinlich auch gefilmt», sagte der Junior.
Die ganze Aufregung mochte Alcaraz vor dem Halbfinal am Freitag sowieso nicht verstehen: Er spielt gegen Daniil Medwedew, Gegner von Djokovic ist Jannik Sinner. Davon abgesehen: Wenn er sich etwas abschauen wolle bei Djokovic: «Im Internet gibt es genug Videos.» Und die, das hat Alcaraz längst zugegeben, hat er schon ausgiebig studiert. Anregungen für das Spiel auf Rasen suchte er darüber hinaus bei Roger Federer und Andy Murray.
Auf den Wimbledon-Spuren von Djokovic
«Ich habe nicht erwartet, auf diesem Belag auf so einem grossartigen Niveau zu spielen», sagte Alcaraz nach seinem Sieg im Viertelfinal über den Dänen Holger Rune. In der Tat ist es bemerkenswert: Der 20-jährige Spanier spielt erst sein 4. Turnier auf Rasen.
Alcaraz hat bereits bei den US Open 2022 triumphiert, ist die Nummer 1 der Weltrangliste, lernt rasen-d, für die Konkurrenten beängstigend schnell – und ist nun der jüngste Halbfinalist in Wimbledon seit 2007.
Seit einem gewissen Novak Djokovic.