Nach Informationen der BBC und des Onlinemagazins Buzzfeed sollen 16 Tennisprofis aus den Top 50 in den vergangenen zehn Jahren in Spielabsprachen verwickelt gewesen sein. Die geäusserten Korruptionsvorwürfe sind zwar nicht neu, werden nun aber konkretisiert. Namen nennen die beiden Quellen allerdings nicht.
BBC: «Weitverbreitete Schiebung»
Schiebung sei im Tennis «weitverbreitet», berichtet die BBC, die nach eigenen Angaben im Besitz belastender und bislang geheimer Berichte ist. Zudem wurden die Spielervereinigung ATP und die «Manipulations-Polizei», eine 2008 gegründete Task Force mit Namen «Tennis Integrity Unit (TIU)», indirekt beschuldigt, Verdachtsfälle nicht zielstrebig genug zu untersuchen.
ATP-Präsident Chris Kermode sah sich deshalb veranlasst, am Montag eine spontane Pressekonferenz abzuhalten. «Ich weise die Beschuldigungen zurück, dass wir irgendwelche Dinge zurückhalten. Wir brauchen aber Beweise», sagte der Brite.
Wir sind uns bewusst, dass es wie in anderen Sportarten auch im Tennis diese Risiken gibt
Kermode wollte allerdings nicht abstreiten, dass es wohl auch im Tennis zu Manipulationen komme: «Wir sind uns bewusst, dass es wie in anderen Sportarten auch im Tennis diesbezüglich Risiken gibt. Aber die Verschiebungen bewegen sich auf einem unglaublich niedrigen Niveau», sagte der 51-jährige Kermode.
Auch drei Partien in Wimbledon stehen offenbar unter dem Verdacht, verschoben worden zu sein. Ohne Namen zu nennen, behaupteten BBC und Buzzfeed nach der gemeinsamen Recherche, dass Sieger von Grand-Slam-Turnieren in Einzel und Doppel zu der Kerngruppe von 16 Spielern gehörten, die mehrmals in an (wetttechnisch) hochverdächtigen Partien mitspielten. Ein Top-50-Spieler, der am Australian Open teilnimmt, wird verdächtigt, mehrmals den ersten Satz in eigenen Spielen absichtlich verloren zu haben.
Lebenslange Sperre für Österreicher
Wett-Syndikate aus Russland und Italien sollen im Laufe der letzten Jahre mit manipulierten Spielen Gewinne von mehreren Hundertausend Dollars gemacht haben. Nach jahrelangen Untersuchungen war 2011 Profi Daniel Köllerer wegen Match-Manipulationen in drei Fällen lebenslang gesperrt worden. Dem Österreicher wurde vorgeworfen, eine Partie mit eigener Beteiligung sowie zwei weitere Spiele manipuliert zu haben.
Auf Basis der Beweislage hatte auch der Internationale Sportgerichtshof CAS Köllerer schuldig gesprochen. Auch der ehemalige ATP-Weltmeister Nikolai Dawidenko (Russland) war in seiner Karriere immer wieder beschuldigt worden, absichtlich aufgegeben zu haben. Beweise gab es allerdings nie.