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Nick Kyrgios.
Legende: So verletzlich kennt man ihn nicht Nick Kyrgios. Imago

Tennis allgemein «Ein ständiges Tauziehen» – der tiefe Einblick in Kyrgios' Seele

Nick Kyrgios' überraschende Niederlage ebnete Belgien den Einzug in den Davis-Cup-Final. Für Aufsehen sorgte der 22-Jährige aber mit einem schonungslos ehrlichen Blogbeitrag bereits einige Tage zuvor.

Dass Genie und Wahnsinn bei Nick Kyrgios manchmal sehr dicht beieinander liegen, ist kein Geheimnis. In den vergangenen Jahren hat sich der 22-Jährige immer wieder ins Rampenlicht gespielt – mit sensationellen Siegen gegen Topspieler wie Rafael Nadal oder Novak Djokovic, aber auch immer wieder mit lustlosen Auftritten und Eskapaden.

In einem Blog für die Webseite PlayersVoice zeigte sich der streitbare Australier nun von seiner verletzlichen Seite. Und überraschte mit schonungsloser Ehrlichkeit.

Die innere Zerrissenheit

«Ich bin nicht der Profi, den der Tennissport braucht. Das ist die Wahrheit» – so beginnt Kyrgios' Beitrag mit dem Titel «The battle raging inside me». Darin schreibt der in Canberra geborene Sohn eines Griechen und einer halb-malaysischen Mutter über den Kampf mit sich selber, sein ungewolltes Leben im Rampenlicht und seine Schwächen:

Ich mache nicht die Fortschritte, die ich machen sollte, weil ich es nicht genug will. Ich nehme es nicht ernst genug. Es ist ein ständiges Tauziehen zwischen dem Wettkämpfer in mir, der gewinnen möchte und dem Menschen in mir, der ein normales Leben abseits der Öffentlichkeit führen möchte.
Autor: Nick Kyrgios

Ein grosser Teil von Kyrgios' Abhandlung dreht sich um den Tod seiner Grossmutter, deren Ableben er bis heute nicht verarbeitet hat. Der Tod von «Nanna» macht die innere Zerrissenheit des 22-Jährigen deutlich: «Ich habe mit ihr nicht die Zeit verbringen können, die ich wollte. Tennis war der Grund dafür. Das nagt noch immer an mir», schreibt Kyrgios.

Die Distanzierung von Tomic

In seinem Blogbeitrag wird zudem deutlich, wie unverstanden sich der Australier phasenweise fühlt, gerade auch von den Medien. Er wehrt sich dagegen, als «arrogant und respektlos» betitelt zu werden. Und er wehrt sich dagegen, mit seinem Landsmann Bernard Tomic verglichen zu werden, der jüngst verkündet hatte, dass ihm Tennis eigentlich gar keinen Spass mache.

Allen Erklärungen zum Trotz – phasenweise lässt die schonungslose Ehrlichkeit von Kyrgios den einen oder anderen wohl trotzdem etwas ratlos zurück. Während für viele Profis auf der Tour ein Grand-Slam-Sieg das Höchste der Gefühle wäre, sagt Kyrgios: «Ich kann wirklich sagen, dass mich das nicht zum glücklichsten Menschen machen würde.»

Und gleichzeitig versteht man den jungen Australier auch irgendwie, wenn er sagt, dass er einfach ein ganz normaler Typ sein möchte, der gerne zuhause ist und mit seinen Freunden Videospiele spielt.

Sendebezug: Radio SRF 4 News, Morgenbulletin, 18.9.2017, 06:00 Uhr

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