Eigentlich hätten die Schweizer Bahnfahrer bereits 2016 in Rio in der Mannschaftsverfolgung über 4000 m einen Podestplatz anpeilen wollen. Doch nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stefan Küng resultierte lediglich der 7. Schlussrang.
Nach der Verschiebung der Spiele in Tokio um ein Jahr drohte dem Bahnvierer erneut der Verlust seines Zugpferds. Denn Stefan Bissegger wollte nach den Sommerspielen vom Bahn- zum Strassenprofi umsatteln. Der 22-Jährige setzte seinen Plan im letzten August dennoch um. Und es gelang ihm auf Anhieb, sich an der Weltspitze zu etablieren. Davon zeugen zwei Etappensiege auf der World Tour.
Fürs Team unverzichtbar
Lange war deshalb unklar, ob und wie es mit Bissegger auf der Bahn weiter gehen würde. Nachdem er den Entscheid fällte, ein letztes Mal mit dem Bahnvierer angreifen zu wollen, brauchte es Zugeständnisse seines Arbeitgebers EF Education-Nippo. «Mein Team, das mir den Lohn bezahlt und mich lieber auf der Strasse sehen will, war natürlich wenig erfreut darüber», so Bissegger. Doch es wurde eine Ausnahme gemacht.
Stefan ist sehr wichtig für uns, er ist unser Motor.
Daniel Gisiger, der Schweizer Bahn-Nationaltrainer, zeigte sich über Bisseggers Rückkehr sehr erfreut. «Stefan ist sehr wichtig für uns, er ist unser Motor. Alle sind happy, dass er zurück ist.» Die Qualitäten, die der frühere Junioren-Weltmeister in der Einzelverfolgung mitbringt, sind für den Bahnvierer mit Mauro Schmid, Robin Froidevaux und Cyrille Thièry in der Ausdauerdisziplin über die 16 Bahnrunden ein grosser Gewinn.
Der Traum von der Medaille
Zu was ist der Schweizer Bahnvierer im Izu Velodrome 100 km südwestlich von Tokio fähig? Für Bissegger, der nach den drei anstrengenden Wochen an der Tour de France genügend Erholung in die unmittelbare Vorbereitung auf seine ersten Olympischen Spiele einbauen musste, ist klar: «Ich will eine Medaille.» Doch wie realistisch ist dieses Ziel? «Wir wissen, dass es schwierig ist, aber wer nicht davon träumt, erreicht auch nichts», sagt Gisiger.