Freilich, die Geschichte der letzten Olympischen Spiele ist für Felix Vogg kaum zu überbieten. Wie 60 Jahre zuvor sein Grossvater Roland Perret gab der Vielseitigkeitsreiter in Rio 2016 seine Olympia-Premiere. Dann auch noch zusammen mit Bruder Ben.
Einen speziellen Hintergrund haben für Felix Vogg indes auch die Wettkämpfe in Tokio: Erstmals seit einem Vierteljahrhundert stellt die Schweiz ein ganzes Team für einen olympischen Concours Complet.
Australier sind 76 Jahre älter
In Rio scheiterte Vogg im aus 3 Teilprüfungen bestehenden Mehrkampf nach der Dressur und dem Geländeritt und verpasste die Teilnahme am abschliessenden Springen. Der gebürtige Deutsche mit Ostschweizer Wurzeln ist zuversichtlich: «Ich machte in den letzten Jahren grosse Fortschritte und habe mit Cartania II ein sehr geeignetes Pferd dabei.»
Wenngleich das ausgegebene Ziel das Diplom für einen Top-8-Rang ist, lässt er sich den Medaillentraum nicht nehmen. Am Freitag wird der 4 Tage dauernde Kampf um Edelmetall lanciert.
Neben dem 31-jährigen Vogg bilden die Olympia-Neulinge Robin Godel (22) und Mélody Johner (37) das Schweizer Trio; ein geradezu jugendliches Gespann im Vergleich zum australischen Team, das auf insgesamt 166 Jahre kommt: Neben Andrew Hoy (62) und Stuart Tinney (56) ist Shane Rose (48) der Junior der Equipe.
Jet Set scheut die Aufmerksamkeit
Godel ist amtierender Schweizer Meister. Gerade auf das spektakuläre Geländereiten freut sich der Freiburger. Einerseits sei es schade, dass keine Zuschauer erlaubt seien. Andererseits sei das für sein Pferd, das seinem Namen so gar keine Ehre macht, ein Vorteil: «Jet Set mag es ruhig und wird immer nervös, wenn es viele Leute hat.»
Wie bei allen Outdoor-Athleten nimmt die Hitze auch auf die Vielseitigkeitsreiter Einfluss. Doch wie steht es mit den Pferden? «Wir glauben alle, dass die Hitze für uns Menschen stärker empfindbar ist als für die Pferde», erklärt Vogg. Godel und Johner sind begeistert von der Infrastruktur und den klimatisierten Stallungen. Gerade die Lausannerin kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: «Alles hier ist unglaublich!» Johner ist sich sicher, dass auch den Pferden bewusst sei, dass etwas Besonderes bevorstehe.
Besonders angetan haben es ihr die «Business-Class-Container», in denen die rund 250 Vierbeiner eingeflogen wurden – und wohl den angenehmeren Flug hatten, als mancher Reiter in der Economy. Wie Johner mit einem Strahlen im Gesicht erzählt: «Das Flugzeug für die Pferde war so geil!»