«Crazy! Ich kann es noch gar nicht fassen.» Das waren Marlen Reussers erste Worte im SRF-Interview. Kurz davor war sie in Tokio auf dem Fuji International Speedway in der Prüfung gegen die Uhr überzeugend zu Olympia-Silber pedaliert.
Die Bernerin fasste den für sie spektakulären Rennverlauf wie folgt zusammen. «Zuerst ging ich davon aus, dass ich Vierte werde. Daraus wurde ein dritter, später ein zweiter Rang.» Schmunzelnd fügte sie an: «Wer weiss, was passiert wäre, hätten wir noch eine halbe Stunde zugewartet.»
Eine Geste der Dankbarkeit
Bei den letzten Sommerspielen in Rio de Janeiro hatte Reusser noch keine Profi-Lizenz gelöst gehabt. Ab 2017 war es dann soweit – und seither erlebt sie einen fast schon kometenhaften Aufstieg. Sie verweist auf einen Egotrip, auf dem sie sich befinde.
«Und um mich herum bringen ganz viele Leute ihre Opfer und helfen mir von ganzem Herzen.» Deshalb freue es sie wahnsinnig, habe sie sich für diese immense Unterstützung nun erkenntlich zeigen können.
Meine Beine müssen sehr gut gewesen sein.
So perfekt der Schluss für Reusser im Zeitfahren aufgegangen war, so harzig war der Einstieg ins Rennen gewesen. Die 29-Jährige sah sich für einmal mit ganz ungewohnten Problemen konfrontiert.
Der falsche Stolz über den Lapsus
Eigentlich empfand sie noch Stolz über die finalen Vorbereitungen. «Ich hatte es erstmals geschafft, meine Haare vollständig im Helm zu verstauen. Dabei habe ich nicht realisiert, dass durch das grössere Volumen der Helm samt Visier bei voller Fahrt auf meine Augen drückte.» Entsprechend musste sie den Helm immer wieder von Hand nach hinten schieben.
Kam dazu, dass ihr Trikot winddurchlässig war und es sich zwischenzeitlich wie ein Fallschirm anfühlte. Unter Berücksichtigung dieser Malheurs schlussfolgert Reusser: «Meine Beine müssen sehr gut gewesen sein.»