Es dürfte eines der Bilder dieser Olympischen Spiele werden: Als Jolanda Neff im SRF-Interview Auskunft über ihren Goldcoup gibt, ruft hinter ihr die Polin Maja Wloszczowska. Neff bemerkt ihre Weltcup-Teamkollegin, wenig später liegen sich die beiden lange in den Armen.
Diese Geste zeigt: Auch die Konkurrenz mag der Rheintalerin diesen Erfolg gönnen. Neff selbst staunte ob ihrer Leistung: «Ich konnte das ganze Rennen über einen schönen Rhythmus fahren. Ich hoffe einfach, dass ich nicht irgendwann aufwache und alles nur ein Traum war.»
Den richtigen Fokus bewahrt
Von Traum kann keine Rede sein. Doch traumhaft sicher bewältigte die 28-Jährige den anspruchsvollen Parcours. «Wir haben in der Vorbereitung auf das Richtige gesetzt. Wir haben extrem viel in die Technik gesteckt. Der Regen hat die Strecke nochmals komplett verändert, alle mussten eine B-Linie fahren», erklärte Neff das Erfolgsrezept. Schon seit Jahren habe man mit Nationaltrainer Edi Telser den Fokus auf die Technik gelegt.
Dass wir zum ersten Mal seit zwei Jahren vor Zuschauern fahren konnten, macht es noch schöner.
Für Neff geht damit eine längere Durststrecke zu Ende. Die Ostschweizerin stand letztmals 2018 zuoberst auf einem Podest, in den letzten Jahren hatte sie mit allerlei Verletzungspech zu kämpfen. «Dass wir zum ersten Mal seit zwei Jahren vor Zuschauern fahren konnten, machte es noch schöner. Es ist eine wunderschöne Geschichte», fasste Neff zusammen.
Emotionen bei Frei und Indergand
Dass das Podest gleich komplett in Schweizer Hand ist, macht Neffs Triumph noch spezieller. Sina Frei, am Ende auf Platz 2, kam aus dem Strahlen ebenfalls nicht mehr heraus: «Es könnte nicht besser sein, ich bin extrem glücklich. Das ganze harte Training hat sich heute ausbezahlt.»
Auch Linda Indergand, die Drittplatzierte, machte beim Wettstrahlen mit. «Dass wir sehr gut Velofahren können, wussten wir. Andere machten Fehler und wir blieben ruhig. Dass ich mit Sina zusammenspannen konnte, kam mir entgegen. Sie hat mich in den Anstiegen gepusht», sagte die Urnerin mit Tränen in den Augen.
Erfolg von historischem Ausmass
Diese flossen im Schweizer Lager nach dem Rennen zuhauf. War das Trio nur mit Aussenseiterchancen ins Rennen gestartet, resultierte am Ende ein historischer Erfolg in der Schweizer Sportgeschichte.