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Streaming-Tipp Der reichste Messie der Schweiz

Der 2018 verstorbene Winterthurer Immobilien-Milliardär Bruno Stefanini war getrieben von einer manischen Sammelwut – und seinem Naturell voller komplexer Widersprüche.

Was haben folgende Objekte gemeinsam?

  • General Guisans Mantel
  • Gemälde von Albert Anker
  • Charlie Chaplins Melone
  • Russische Panzer
  • Kaiserin Sissis Unterhosen

Eigentlich nichts – ausser, dass sie alle zur Sammlung von Bruno Stefanini gehören.

Lebemann und Rappenspalter

Wegen der komplexen Persönlichkeit des 2018 verstorbenen Multimilliardärs waren die Motive seiner Handlungen oft nebulös.

Wer war Bruno Stefanini?

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Bruno Stefanini kam 1924 in Winterthur als Sohn eines italienischen Immigranten und einer Schweizerin zur Welt. Mit Immobilien kam Stefanini zu Reichtum. Er sammelte zeitlebens in grosser Zahl Kunstwerke und Kultur-Objekte. Ein Studium der Naturwissenschaften an der ETH brach Stefanini ab, als sein Business mit Immobilien schnell wuchs.

Stefanini träumte von einem eigenen Museum fürs Schweizer Volk, wo er seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Aber letztlich war Stefanini in seiner Sammlertätigkeit viel zu chaotisch, um diesen Plan realisieren zu können. 2018 verstarb er. Die letzten Jahre seines Lebens litt er an Demenz. Um seinen gigantischen Nachlass kümmern sich zwei seiner Kinder.

Einerseits war Stefanini ein grosszügiger Lebemann, der Porsche fuhr und Frauen verehrte. Anderseits war er ein Geizhals und Rappenspalter.

Es gibt prominente Zeugen von Stefaninis kuriosem Verhältnis zu Geld. Der Komiker Viktor Giacobbo musste als dessen Mieter ein defektes Ventil für 1.95 Franken selbst zahlen. Alt-Bundesrat Christoph Blocher wiederum erhielt eine Mietkaution seiner Frau erst auf rechtlichen Druck hin zurück.

Reich wurde Stefanini dank Immobilien. Bereits sein Vater hatte damit gehandelt, aber Sohn Brunos Sinn für lukrative Deals erwies sich als geradezu hellseherisch.

Mit den Einnahmen frönte Stefanini seiner Passion – dem manischen Sammeln ohne Strategie. Eine Bekannte sagt: «Er war ein gefrässiger Jäger, der nie genug bekam.»

Kaufrausch als Wärmespender

Ex-Frau Veronika sieht das als Folge von Stefaninis autoritärer und gefühlskalter Erziehung: «Das Sammeln hat mit dem Verlassenheitssyndrom zu tun – Bruno musste sich eine Art Nest machen.»

Stefaninis «Nest» nahm beachtliche Ausmasse an. Seine Hinterlassenschaft umfasst über 100'000 Sammlerobjekte, eine Stiftung mit 2200 Wohnungen und ein Bürohochhaus.

Volksmuseum als Vision

Messies versuchen meist, ihre Sammelwut mit vermeintlich rationalen Absichten zu rechtfertigen. In Stefaninis Augen diente sein Kaufrausch dazu, seine Sammlung in einem Museum öffentlich zu machen.

Am Schluss seines Lebens wuchs dem Messie sein eigener Krempel allerdings über den Kopf. Einer seiner letzten öffentlich geäusserten Wünsche: «Noch möglichst viel abschliessen und wenig Pendenzen hinterlassen.»

Aufräumen und Reinigen

Als Stefanini 2018 bettlägerig und dement starb, hinterliess er mehrere Lagerhallen an gesammeltem Material. Vieles davon schimmelte seit Jahren vor sich hin.

Seinen Kindern Bettina und Vital ist es zu verdanken, dass seither das geschieht, was Stefanini zeitlebens nie schaffte: All seine Objekte werden gesichtet, gereinigt und katalogisiert – um in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich zu sein.

«Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» auf Play SRF

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Der Film «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» verwebt Schweizer Sozialgeschichte mit dem Leben von Bruno Stefanini, einem Immigrantensohn, Offizier, Milliardär und Frauenschwarm. Roter Faden der Geschichte ist Stefaninis Sammelwut, die bereits den jungen Bruno prägt, der als Kind als einer der fleissigsten Sammler von Steinfels-Bildchen ausgezeichnet wird. Der Film ist noch bis Ende November 2025 auf Play SRF streambar.

SRF info, 2.7.2025, 20:05 Uhr ; 

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