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Erbe eines Milliardärs So sieht die riesige Waffensammlung von Bruno Stefanini aus

Rund 80'000 Objekte umfasst die Sammlung des verstorbenen Immobilienkönigs Bruno Stefanini – neben Kunst auch Bomben. Einige Sammlungsstücke mussten gesprengt werden.

Die besten Tage von Schloss Brestenberg in Seengen (AG) sind vorbei. Der Putz am ehemaligen Schlosshotel am Hallwilersee bröckelt, seit Jahren verlottert das Gebäude. Im Dorf erzählt man sich aber von riesigen Kellerräumen, die der 2018 verstorbene Besitzer bauen liess. Der Winterthurer Immobilienbesitzer und Kunstsammler Bruno Stefanini kaufte Schloss Brestenberg in den 1980er-Jahren. Seitdem ist es für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Vor ein paar Monaten gab es aber regen Betrieb auf dem Schloss – oder besser gesagt unter dem Schloss. Polizei und Armee waren zugegen.

Das Schloss gehört der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte. Sie verwaltet den Nachlass des Milliardärs. In vier Jahren will sie die an verschiedenen Orten verstreuten Sammlungen in einem neuen, zentralen Depot in Winterthur zusammenführen. Zu den Sammlungen gehören auch die zehntausenden Objekte, die sich in drei riesigen Hallen unter Schloss Brestenberg befinden. Bruno Stefanini liess diese für ein geplantes unterirdisches Museum bauen. Er wollte das Hotel erweitern und im Museum auf zwei Stockwerken Kunst ausstellen. Das unterste Geschoss war für eine Ausstellung über die beiden Weltkriege und Exponate des Schweizer Militärs reserviert.

Waffen und Geschosse im Keller

«Mir begegneten Objekte, bei denen die Herkunft nicht klar war», sagt Severin Rüegg, der die Sammlung seit 2020 leitet. Rüegg benachrichtigte deshalb die Polizei. Diese kam zusammen mit Spezialisten der Armee in die Kellerräume des Schlosses. Die Beamten seien sehr erstaunt gewesen über die Waffen, Granaten, Minen und Panzer, die man in den Kavernen fand, so Bernhard Graser, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei: «Wir stellten schnell fest, dass von den meisten Gegenständen keine Gefahr mehr ausgeht. Es hatte nur noch Reste von Sprengstoff.»

Mit Plastiksprengstoff zerstört

28 Gegenstände transportiere die Armee schliesslich ab, an denen Sprengstoffreste gefunden wurden. Dazu gehörten Granaten, bei denen die Zünder angerostet waren, Schusswaffen, bei denen die Patronen klemmten oder Teile von Panzerfäusten. Auf dem Schiessplatz Hinterrhein im Kanton Graubünden wurden die rostigen Kriegsgegenstände mit Plastiksprengstoff zerstört.

Das Militär vernichtet den Sprengstoff

Zurück bleiben nun trotzdem palettenweise verrostete Gewehre, unschädlich gemachte Fliegerbomben, Flugzeugteile und Panzer. Zusammen mit den Kunst- und Autosammlungen an anderen Orten sind es um die 80'000 Objekte aus dem Nachlass von Bruno Stefanini, welche die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte sortiert und analysiert.

Oben Schloss, unten Bunker

Wird der Plan des Stifters von einem Kunst- und Militärmuseum auf Schloss Brestenberg jetzt umgesetzt? Der Plan, der kurz vor Abschluss der Bauarbeiten vor 30 Jahren wegen eines Zerwürfnisses mit Umweltverbänden und den Behörden gestoppt wurde? Nein, sagt Sammlungsleiter Severin Rüegg. Es gebe bereits viele Museen, die zu kämpfen hätten. «Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, selber auch noch ein Museum zu bauen.»

Die Gegenstände aus den Kavernen unter Schloss Brestenberg gehen voraussichtlich zum Teil als Leihgaben in andere Museen. Was mit dem Schloss geschieht, ist aber noch unklar. Bis auf Weiteres bleibt es ein Lager für die Gegenstände, welche Bruno Stefanini gesammelt hat.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 24.01.2022, 12:00 Uhr ; 

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