Adam Kay ist Stationsarzt auf einer Entbindungsstation. Sein Blick auf den Job ist desillusioniert. Zumindest auf die Arbeitsbedingungen. Sie beinhalten nicht nur marode und überfüllte Kreissäle, sondern auch uralte Computer und vor allem immense Personallücken. 90-Stunden-Schichten pro Woche sind Alltag und führen infolgedessen zu notorisch schlechter Laune.
Besser als «Grey's Anatomy»?
Während beim amerikanischen Krankenhaus-Pendant gerne normative Schönheitsideale in den Hauptrollen besetzt werden, liess man in dieser Serie die Charaktere durchaus diverser casten. Schönheiten wie bei «Grey's Anatomy» mit Katherine Heigl in der Rolle von «Izzie» oder Patrick Dempsey als «McDreamy» findet man eher nicht. Vielmehr erwacht der schlaksige, stellvertretende Stationsarzt Adam Kay (Ben Whishaw) bereits in der ersten Folge in seinem Auto auf dem Parkplatz vor seinem Spital, wo er komplett übermüdet eingeschlafen ist. Wie die Dinge laufen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er es auch am Ende des nächsten Arbeitstages nicht nach Hause schafft.
Wie viel davon ist Realität?
Kurz: Viel. Die Serie basiert auf einem Sachbuch des britischen Komikers Adam Kay, das aus Tagebucheinträgen besteht, die er während seiner medizinischen Ausbildung beim National Health Service verfasst hat. Kein Wunder also, dass die Szenerie realitätsnah daherkommt. So wurden auch viele der Statistinnen und Statisten von echtem Krankenhauspersonal gespielt. Die Produzenten dachten, das wäre einfacher, als Schauspieler auszubilden, die keine Krankenhauserfahrung hatten.
Dann will ich nie in ein britisches Spital
Die Tatsache, dass die Serie im Jahr 2006 spielt, also vor Covid, ist so vielleicht das Erschreckendste überhaupt. Die Bedingungen im britischen Gesundheitswesen sind dadurch mittlerweile nicht einfacher geworden. Trotzdem, die Serie ist natürlich fiktiv und bedient sich durchaus dramaturgisch geschickt geschriebenen Wendungen, die wunderbar mit den dunkel, sarkastischen Sprüchen des Hauptdarstellers verknüpft werden. So richtet sich der Stationsarzt, nachdem mal wieder alles schiefläuft, direkt an den Zuschauer:
«Willkommen im staatlichen Gesundheitssystem!»
Durch das Tempo und den schwarzen Humor bringt einen die Serie immer wieder zum Schmunzeln. Das liegt auch an den Kommentaren, die Adam frontal in die Kamera spricht und die Zuschauenden damit quasi zu Komplizen macht. Wer es also gerne etwas derber als bei «Grey's Anatomy» mag und lieber auf die dunkle Humor-Seite der Macht wechseln möchte, wird bei «This is Going to Hurt» fündig.