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Bernhard Wehrli bei der Arbeit auf einem Schiff in der Horwer Seebucht bei Luzern.
Legende: Einsatz auf dem Wasser für «Einstein»: Bernhard Wehrli bei der Arbeit auf einem Schiff in der Horwer Seebucht bei Luzern. SRF
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Mensch Bernhard Wehrli: «Zum Forscher machte mich der saure Regen»

In den Tiefen von Schweizer Seen kennt er sich bestens aus: Gewässerforscher Bernhard Wehrli hat erkundet, ob Granaten, die einst versenkt wurden, noch eine Gefahr sein können. Warum er Forscher wurde und welche Himmelsrichtungen er dem Nachwuchs empfiehlt, verrät er im Fragebogen «11 x ehrlich».

Zur Person

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Bernhard Wehrli, Jahrgang 1957, hat an der ETH Zürich Chemie studiert. Nach seiner Doktorarbeit arbeitete er in den USA und kehrte 1988 in die Schweiz zurück – an das Seenforschungslabor der Eawag, an der er heute als Professor für Aquatische Chemie arbeitet. Seit 2005 ist er auch Mitglied der Direktion der Forschungsanstalt.

Was wäre, wenn Munition, die bis weit in die 1960er-Jahre in Schweizer Seen versenkt wurde, auf einmal explodieren und Menschenleben fordern würden? Der SRF-Film «Stärke 6» hat dieses Szenario zum Thema. Doch ob Geschosse und Granaten, die teils in rauhen Mengen in die Tiefen gekippt wurden, tatsächlich ein Risiko sind, lässt «Einstein» Fachleute beurteilen – wie Bernhard Wehrli, Gewässer-Forscher der Eawag in Dübendorf.

Laut Gutachen von Wehrli und seinen Kollegen ist die Munition im Vierwaldstättersee längst von Schlick und Sedimenten überdeckt. Eine akute Gefahr bestehe deshalb nicht. Und auch Schadstoffe setzen die Waffen im Schlick der tiefen Seen laut den Experten nicht frei.

Wie wird man zum Wissenschaftler für Gewässer und den Schutz von Seen? Wehrlis Antworten auf unseren Fragebogen geben auch dazu Aufschluss:

Ein guter Forscher würde nie ...

auf ausgetretenen Wegen wandern.

Zum Forscher gemacht haben mich ...

die Seveso-Katastrophe, der saure Regen und drei visionäre ETH Chemiker (Chemikerinnen gab es damals nur ganz wenige).

Den Forschungsplatz Schweiz finde ich ...

paradiesisch. Wir sind international vernetzt und sehr gut ausgerüstet. Die einzige knappe Ressource ist die Zeit.

Mein grösster Erfolg ...

waren unsere Arbeiten zur Nanogeochemie zu einer Zeit als es dieses Fachgebiet offiziell noch gar nicht gab.

Meine grösste Niederlage ...

war, dass ich zwei Mal durch die Prüfung für den Auto-Führerausweis gerasselt bin. Das hat mich schwer getroffen.

Auf neue Ideen komme ich am besten ...

… draussen auf dem Wasser, wenn unsere Messgeräte langsam in die Tiefe tauchen.

Das wichtigste Buch für meinen Werdegang ist ...

Thomas Kuhn: «Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen»; das Buch ist seit 50 Jahren aktuell.

Jungen Forschern in der Schweiz empfehle ich ...

in den Süden oder Osten zu reisen. Die Zukunft entsteht in Afrika, Asien und Südamerika.

Die grösste Herausforderung der nächsten 20 Jahre für meinen Forschungszweig wird sein ...

dass die Umweltforschung reale Wirkung zeigt. Die Flüsse und Seen in der Schweiz sind wieder sauber, und das Ozonloch wird zumindest nicht grösser. Die Energiewende mit weniger Uran- und CO2-Emission werden wir auch noch schaffen. Wie wir den ökologischen Fussabdruck verkleinern und trotzdem besser leben können, das wird die spannendste Forschungsfrage sein.

Wenn ich nicht mehr Forscher sein könnte, würde ich ...

Geschichtenerzähler für Kinder und Zuhörer für alte Menschen.

Der überflüssigste Forschungszweig ist ...

die Fusionsforschung. Sie verspricht seit Jahrzehnten den Durchbruch in einigen Jahrzehnten.

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