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Corona und Aerosole Wie lange bleibt das Virus in der Luft?

Die Forscher sind sich einig: Wir stecken uns über Tröpfchen mit Corona an. Unklar ist, ob das Virus in Mikro-Partikeln länger in der Luft bleibt als gedacht.

Man nennt sie «Aerosole»: Das sind kleinste Partikel, die beim Niesen und Husten, aber auch beim Singen und Sprechen entstehen. Mit einem Durchmesser von weniger als fünf Mikrometer verhalten sie sich in der Luft ganz anders als die grösseren Tröpfchen, die nachweislich als Hauptüberträger des Corona-Virus gelten.

Aerosole sind viel leichter, fallen daher nicht rasch zu Boden. Sie können bis zu 20 Minuten in der Luft schweben. Japanische Forschende konnten in einem Experiment dank Laserlicht zeigen: Die Aerosole bilden beim lauten Sprechen eine Art Wolke, die in der Luft hängenbleibt.

Können wir uns durch Aerosole anstecken?

Bei der Übertragung der hochansteckenden Masern spielen Aerosole eine wichtige Rolle. Beim Corona-Virus ist hingegen noch nicht restlos geklärt, ob und wie häufig die Aerosole tatsächlich zu Ansteckungen führen.

Aber mehrere Fälle deuten darauf hin, dass eine Übertragung über Aerosole in geschlossenen, schlecht durchlüfteten Räumen möglich ist.

Das deutsche Robert-Koch-Institut hat die bisherigen wissenschaftlichen Studien zusammengetragen und kommt zum Schluss: «Auch wenn eine abschliessende Bewertung zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist, weisen die bisherigen Untersuchungen insgesamt darauf hin, dass SARS-CoV-2-Viren über Aerosole auch im gesellschaftlichen Umgang übertragen werden können.»

Auf die Umstände kommt es an

Der Physiker Thomas Peter von der ETH Zürich untersucht die Eigenschaften der Aerosole. Ob Viren darin aktiv und ansteckend bleiben können, hänge davon ab, was beim Ausatmen mit diesen winzigen Tröpfchen passiere. «Sie werden von einer sehr feuchten Umgebung in unserer Atemluft auf die Raumfeuchte abgetrocknet. Dabei können physikalische oder chemische Prozesse ablaufen, die dazu führen, dass Viren in solchen einzelnen Tröpfchen geschützt werden und damit sehr lange aktiv unterwegs sein können.»

Denn um die Aerosoltröpfchen könne sich eine glasige Hülle bilden, die den Viren helfen könnte, lange aktiv und ansteckend zu bleiben.

Das sei aber garantiert nicht immer der Fall, weil wir uns sonst ja permanent gegenseitig anstecken würden. Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit könnten die Viren im Aerosol stattdessen auch beschädigt und damit unschädlich werden.

Eine einfache Massnahme hilft

Was heisst das nun also für unseren Alltag? Vor allem, wenn sich wieder mehr Personen zusammen aufhalten? Im Freien sind Aerosole kein Problem, wenn man Abstand hält: Die Aerosole werden verdünnt und durch Luftströme vertrieben.

In geschlossenen Räumen ist das anders. Deshalb empfiehlt sich in Büros, neben den Social Distancing Regeln: Lüften, lüften, lüften. Durch einen permanenten Luftzug in Räumen können sich keine Aerosol-Wolken bilden.

Sendung: SRF 1, Einstein, 28.05.2020, 21:05 Uhr

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