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Impfung der Zukunft Auf der Suche nach der Impfung für zukünftige Coronaviren

Das Rennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus läuft. Eine Forscherin der ETH tüftelt an der Impfung von übermorgen.

Im Moment läuft weltweit ein beispielloses Rennen um einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet fast 200 Impfstoffkandidaten, von denen eine gute Handvoll bereits in grossen klinischen Studien am Menschen getestet werden.

Die Immunologin Emma Slack und ihr Team von der ETH Zürich sind in diesem Rennen nicht vorne mit dabei. Dafür ist ihre Vision in anderer Hinsicht ehrgeizig: Nämlich eine Impfung finden, die nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern gleich vor verschiedenen Coronaviren schützt.

Eine Impfung für die nächste Pandemie

Denn Coronaviren versetzen die Welt nicht erst seit diesem Jahr in Aufruhr. 2002 schreckte Sars die Welt auf, 2012 Mers. Beide Erkrankungen werden durch ein Coronavirus verursacht. Und Wissenschafter sind sich einig: Das nächste ansteckende und tödliche Coronavirus kommt bestimmt. «Wir erwarten schon, dass das in Zukunft wieder passiert», sagt Emma Slack. «Und es wäre gut, wenn wir nächstes Mal nicht wieder von vorne anfangen müssen, sondern etwas im Regal haben, das wir schnell herausholen könnten.»

Emma Slack forscht eigentlich an Darmbakterien. Doch während des Shutdowns wollte sie nicht untätig bleiben. «Als sich die Situation immer weiter verschärfte, war uns klar: Hier sitzen und warten, dass sonst jemand diese Arbeit macht, war doof.» Ab da widmete sich ein Teil ihres Teams dem Coronavirus.

Erste Versuche an Mäusen

Die meisten Impfungen, die derzeit entwickelt werden, haben einen spezifischen Teil ganz vorne an den Coronaviren, den sogenannten Spikes, im Visier. Emma Slack fokussiert sich dagegen auf andere Virusbestandteile: «Wir möchten schauen, ob andere Teile von diesen Spike-Proteinen oder sogar ganz andere Virusteile einen guten Immunschutz bieten.» Stellen weiter unten an der Krone des Virus und im Virusinnern könnten sich ebenfalls für eine Impfung eignen.

Der Impfschutz wäre wohl schwächer als bei anderen Impfungen, aber dafür eben breiter. Die ersten Versuche mit Mäusen laufen bereits.

Impfung ohne Spritze

Der Clou an der Sache: Emma Slacks Impfung müsste nicht gespritzt, sondern könnte geschluckt oder in die Nase gesprüht werden. Der Vorteil: Ein potenzieller Impfstoff ist nicht nur einfacher herzustellen, auf diese Weise werden auch mehr Antikörper in den Schleimhäuten gebildet, an jenem Ort, wo Coronaviren ihr Schlupfloch in den Körper finden.

Auch wenn die Experimente im Moment sehr vielversprechend aussehen: Im Moment ist das alles noch Grundlagenforschung. Und Emma Slack warnt in aller Bescheidenheit: «Bitte berichtet Sie nicht zu sensationell. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass wir die Welt retten werden». Aber wer weiss?

Puls, 28.09.2020, 21:05 Uhr

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