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Tipps und Tricks von Experten Was tun, damit das Weihnachtsfest nicht zum Seuchenherd wird?

Die Corona-Regeln für eine sichere Feier im trauten Kreis scheinen klar und einfach. Doch der Teufel liegt im Detail.

«Ein Meter fünfzig ist richtig viel!» Die Erkenntnis überkommt «Puls»-Moderatorin Daniela Lager am Esstisch der Familie Burri.

Zehn Personen sollen hier an Weihnachten Platz finden. Und auch wenn die Teller grosszügig verteilt erscheinen: 150 Zentimeter sind das nie und nimmer zwischen ihnen. Der Klappmeter lügt nicht.

Drei Familien im Kanton Zug haben dem SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» und dem Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri Einblicke in ihre Weihnachtsvorbereitungen gewährt. Die Besuche vor Ort zeigen eines klar: So simpel die Regeln und Empfehlungen des Bundes daherkommen, so schwierig ist ihre Umsetzung in der Praxis.

Die einfachste Regel wirft die meisten Fragen auf: Zehn Personen sind bei privaten Treffen zugelassen, idealerweise nur aus maximal zwei Haushalten. Zählen da Kinder auch? Antwort: Ja.

Und was tun, wenn der Tisch zwar Platz für zehn bietet, aber eben zu klein ist für anderthalb Meter Abstand zwischen den Sitzplätzen? Rudolf Hauri nennt einige Lösungsansätze:

  • Die Esstischfläche vergrössern, zum Beispiel mit einem Gartentisch.
  • Einen Teil der Gesellschaft in ein anderes Zimmer setzen. Wobei dann aus epidemiologischer Sicht darauf zu achten ist, dass zwischen den Tischen möglichst wenig Verkehr herrscht.
  • Eine gemeinsame «Vorquarantäne» durchführen: In den fünf bis sieben Tagen vor dem Fest reduzieren Gastgeber und geladene Gäste ihre Kontakte auf ein absolutes Minimum und kommen nur zusammen, wenn niemand Symptome verspürt.

Eine weitere Möglichkeit: Den Anlass nach draussen verlegen, wo mehr Platz zur Verfügung steht und das Lüften kein Thema ist.

Die eine oder andere Waldweihnacht mag es geben. In den meisten Fällen wird die Outdoor-Option aber nur für den Apéro genutzt. Wo übrigens jede und jeder Anwesende einen eigenen Teller hat – den man zum Beispiel gleich als Geschenk mitgeben kann. Und sollte es im Laufe des Abends oder zu später Stunde noch zu spontanen Kurzbesuchen kommen, stösst man auch mit diesen Gästen am besten im Freien an.

Zurück zum Esstisch: Bei Familie Hartmann steht der Schweizer Weihnachtsklassiker Fondue Chinoise auf dem Programm. So beliebt das Brühfondue auch ist, aus infektiologischer Sicht hat es so seine Tücken. Denn tauchen alle ihr Fleisch in den selben Topf, wird es schwierig, den gebotenen Abstand zueinander einzuhalten.

Die Lösung des Kantonsarztes:

  • Statt einem gemeinsamen Caquelon mehrere kleine verwenden.
  • Pro Caquelon ein Set mit Saucen.
  • Pro Person ein Teller mit Beilagen.

Fragen und Antworten zu sicheren Weihnachten

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Legende: SRF

Vier Ärztinnen aus vier Kantonen haben im Expertinnen-Chat Fragen zu Weihnachten trotz Corona beantwortet.

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Vorbildlich hat die Familie Polli das Thema Gästetoilette gelöst: mit Einweg-Handtüchern statt einem von allen benutzten Stofftuch zum Trocknen der Hände. Entwarnung gibt Kantonsarzt Hauri für den WC-Sitzring. «Der ist kein Problem. Ausser es hätte jemand starken Durchfall – aber der oder die sollte in dem Fall eh zu Hause bleiben.»

Bleiben Bescherung und gemütliches Beisammensein um den Christbaum: Wie sieht es mit den Geschenkpaketen aus? Rudolf Hauri beruhigt: «Diese muss man nicht desinfizieren.» Auch die Bescherung selber kann weitgehend wie gewohnt verlaufen. Bloss auf den Abstand gilt es weiterhin zu achten – und Dankesumarmungen sind natürlich tabu.

Ebenfalls kein Thema im Corona-Jahr 2020: Das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern. «Stille Nacht» sollte auch nicht aus Flöten oder einem anderen Blasinstrument erklingen.

Gegen Streichinstrumente oder gemeinsames Summen der Melodie spricht aber nichts – immerhin.

Weitere Tipps des Zuger Kantonsarztes

  • Regelmässig Lüften mit Durchzug.
  • Mehrmals täglich Hände waschen.
  • Maske tragen ist auch unter Freunden und Verwandten nicht verboten.
  • Wenn's gemütlich wird, schwindet die Vorsicht: Deshalb einen «Corona-Schmutzli» küren, der oder die auf die Regeln achtet. (Kinder sind dafür besonders geeignet, denn sie lieben es, Erwachsene auf Fehler aufmerksam zu machen.)

«Ein Schnelltest ersetzt nicht die Vorsichtsmassnahmen»

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Studiosituation
Legende: srf

«Puls»-Moderatorin Daniela Lager sprach mit Sarah Tschudin Sutter, Infektiologin und Epidemiologin am Universitätsspital Basel. In der Taskforce des Bundes ist sie Leiterin der Prävention zur Eindämmung von Infektionen.

SRF: An einem Esstisch genügend Abstand zwischen den Gästen zu schaffen, ist ganz schön aufwändig. Wie gefährlich sind gemeinsame Essen denn wirklich?

Sarah Tschudin Sutter: Die Daten weisen tatsächlich darauf hin, dass gerade gemeinsames Essen eine Risikosituation ist. Es ist wirklich schwierig, die Abstände einzuhalten. Man sitzt häufig über mehrere Stunden beieinander, lacht, redet – das sind effektiv die Situationen, wo es zu Übertragungen kommen kann.

Und selbst wenn die Abstände eingehalten werden: 10 Leute in kleinen Privaträumen – das ist doch mit Blick auf die Aerosole einfach gefährlich?

Ja, das ist wirklich eine Risikosituation. Deshalb ist es auch wichtig, dass bei längeren gemeinsamen Essen regelmässig richtig gelüftet wird.

Was heisst «regelmässig»?

Zum Beispiel jede Stunde während 5 bis 10 Minuten.

Das geht ja gerne vergessen, vor allem wenn es draussen so ungemütlich ist.

Gerade deswegen lohnt es sich, eine Person als Corona-Verantwortliche zu definieren, die sich am besten einen Timer stellt und regelmässig die Fenster öffnet.

Wer sich nicht auf zwei Haushalte beschränken will, sucht Ausweichlösungen. Etwa statt an einem Abend mit drei Haushalten zu feiern, die drei Haushalte über drei Tage verteilt einzuladen. Ist das aus epidemiologischer Sicht sicherer?

Grundsätzlich ist es wichtig, die Anzahl Kontakte zu reduzieren: Je weniger Leute aufs Mal exponiert werden, desto besser. Aber es macht keinen Sinn, das ins Extreme zu treiben und gestaffelt ganz viele Familien oder Freunde zu treffen.

Wäre denn ein Schnelltest die Lösung? Alle Eingeladenen machen den, und wenn alle negativ sind, könnte man auf die lästigen Vorsichtsmassnahmen verzichten...

Von den Schnelltests darf man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen. Damit lassen sich zwar Leute erkennen, die wahrscheinlich hoch ansteckend sind, aber die Schnelltests bilden immer nur eine Momentaufnahme ab. Heisst: Wenn man am 24. Dezember negativ getestet wird, sagt das nichts darüber aus, ob man am 25. nicht bereits ansteckend ist. Deshalb kann man auch mit einem negativen Schnelltestresultat nicht auf die Vorsichtsmassnahmen verzichten.

Auf Weihnachten folgt Silvester. Sehen sie dem Jahreswechsel entspannter entgegen als den Weihnachtstagen?

Nein, leider gar nicht. Wir werden dort vor den genau gleichen Herausforderungen stehen.

Und wie können wir dazu beitragen, dass die kommenden Festtage nicht zum Desaster werden?

Es ist ganz wichtig, dass man nochmal kritisch überdenkt, welche Kontakte man wirklich eingehen will und sich möglichst einschränkt. Insbesondere bei Kontakten mit Angehörigen, die zu den Risikopopulationen zählen. Dann dass man all die Massnahmen einhält – und bei jeglichen Symptomen oder Beschwerden auf Treffen verzichtet und zu Hause bleibt.

Weiterführende Informationen

Puls, 14.12.2020, 21:05 Uhr

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